2
Feb
2023
30

Ist das Midjourney oder kann das weg? //

Is this Midjourney or can it be thrown away?

Seit meinen ersten Minuten der Spielerei mit midjourney frage ich mich: Kann künstliche Intelligenz Kunst? In meiner ersten Blogpost zu midjourney habe ich noch vorsichtig formuliert, dass der Prozess des Generierens von Bildern innerhalb von midjourney durchaus ein schöpferischer Prozess sein kann. Man formuliert, kuratiert, sichtet, verbessert…

Aber ist das Ergebnis dann auch schöpferisch? Midjourney macht ja eigentlich nicht mehr als Bits und Bytes von links nach rechts zu schieben und kann das eigene Ergebnis selbst gar nicht qualitativ einschätzen. Und doch ist midjourney fähig, einen futuristischen Entwurf eines neuen Berliner Fernsehturmes zu generieren, der zumindest betrachtenswert, bisweilen sogar faszinierend sein kann.

Denken wir Kunst vom Anfang her, vom schöpferischen Gestalten und der Auseinandersetzung mit Natur und Welt, dann ist künstliche Intelligenz alles anderes als das. Von einem „freien Willen“ das zu tun mal ganz abgesehen.

Denken wir Kunst jedoch vom Ende her und betrachten einzig und allein die Ergebnisse, dann geraten wir in einen Zielkonflikt. Denn ich bemerke wie (nicht nur) ich, mich mit den Ergebnissen beschäftige und dabei frage ich mich häufiger, wie ich diese Ergebnisse einschätzen würde, wenn ich nicht wüsste, dass sie von einer künstlichen Intelligenz generiert worden wären.

Bleiben wir doch mal in dieser (betrachtenden) Perspektive und schauen uns an, welche Ziele die Kunst verfolgt und bewerten die folgenden Punkte hinsichtlich ihrer Relevanz „im Ergebnis“, also unabhängig von der Quelle:

  • Emotionale Ausdruckskraft: Kunst kann Gefühle und Emotionen vermitteln, die in Worte schwer zu fassen sind.
  • Kulturelle Referenz: Kunst kann ein Spiegel der Gesellschaft und ihrer Werte sein und historische Ereignisse darstellen.
  • Ästhetische Erfahrung: Kunst kann eine Quelle der Schönheit und Freude sein und das visuelle Empfinden bereichern.
  • Selbstausdruck: Kunst kann ein Mittel des Selbstausdrucks und der Identitätsbildung für Künstler und Betrachter sein.
  • Kritik und Gesellschaftskommentar: Kunst kann ein Vehikel für soziale und politische Kritik sein und dazu beitragen, öffentliche Debatten anzuregen.

Ich würde zumindest bei 4 von 5 Punkten vorsichtig einen grünen Haken machen und der KI hier einen Punkt geben. Doch ist ein allgemein akzeptiertes Merkmal von Kunst tatsächlich die Fähigkeit des Schöpfers, eine Vision oder Idee frei und unabhängig auszudrücken. Der Punkt „Selbstausdruck“ ist deshalb nichts, was man einer KI zuschreiben würde. Aber wer weiß? Wir sehen hier im Januar 2023 gerade mal die allererste Version einer öffentlich zugänglichen Version. Ein Entwickler von „Lamda“ – einer gerade von Google entwickelten KI – behauptete unlängst, dass sich sein Algorithmus verselbstständigt habe (oder es zumindest könnte). Ihm wurde daraufhin zwar sofort gekündigt, doch es gibt uns einen Ausblick darauf, was wir noch alles erwarten dürfen.

Momentan kann die KI zumindest intrinsisch noch keine Kunst generieren. Aber mit guten Ideen und der Fähigkeit eines Menschen, diese so zu formulieren, dass sie von der KI entsprechend interpretiert werden, bewegen wir uns auf einem Niveau an Bildkunst, das uns als Rezipienten in eine längere Betrachtung verwickelt. Und ist das nicht gerade das, was ich von Kunst erwarte? Sie soll mich beschäftigen und meine Aufmerksamkeit fordern. Wie oft stehe ich gebannt vor einem Foto in einer Foto-Galerie oder einer Ausstellung und kenne den Künstler nicht? Insofern ist es mir erst einmal egal, von wem ich etwas sehe – Hauptsache „es macht etwas mit mir“. Ich habe versucht mit Midjourney Bilder zu generieren, die ich mir selbst zu Hause an die Wand hängen würde und zumindest aus meiner persönlichen Sicht, ist mir das gelungen. Die Bewertung darüber trifft jeder für sich.

Die Generierung von Kunst durch künstliche Intelligenz ist ein gleichermaßen faszinierendes und kontroverses Thema, das durchaus Chancen aber auch Herausforderungen birgt. Sie gibt uns die Möglichkeit, neue Formen von Kunst zu erschaffen und unsere Vorstellungen davon, was Kunst sein kann, zu erweitern.

Eines ist sicher: Künstliche Intelligenz wird unser Verständnis von Kunst und Kreativität für immer verändern.

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Since my first minutes of playing with midjourney, I have been asking myself: can artificial intelligence be art? In my first blog post about midjourney, I carefully formulated that the process of generating images within midjourney can indeed be a creative process. One formulates, curates, sifts, improves….

But is the result then also creative? Midjourney actually does nothing more than shift bits and bytes from left to right and is unable to qualitatively assess its own results. And yet midjourney is capable of generating a futuristic design for a new Berlin television tower that is at least worth looking at, sometimes even fascinating.

If we think of art from the beginning, from creative design and the engagement with nature and the world, then artificial intelligence is anything but that. Not to mention a „free will“ to do so.

However, if we think of art from the end and consider only the results, then we run into a conflict of goals. Because I notice how (not only) I deal with the results, and I often ask myself how I would assess these results if I didn’t know that they had been generated by an artificial intelligence.

Let’s stay in this (viewing) perspective and look at what goals art pursues and evaluate the following points in terms of their relevance „in the result“, i.e. independent of the source:

  • Emotional expressiveness: art can convey feelings and emotions that are difficult to put into words.
  • Cultural reference: Art can be a mirror of society and its values and represent historical events.
  • Aesthetic experience: Art can be a source of beauty and pleasure and enrich the visual sensation.
  • Self-expression: Art can be a means of self-expression and identity formation for both artist and viewer.
  • Criticism and social commentary: Art can be a vehicle for social and political critique and help stimulate public debate.

I would cautiously green tick at least 4 out of 5 and give AI a point here. But a generally accepted characteristic of art is indeed the creator’s ability to express a vision or idea freely and independently. The point „self-expression“ is therefore not something one would attribute to an AI. But who knows? We are looking at just the very first version of a publicly available version here in January 2023. A developer of „Lamda“ – an AI just developed by Google – recently claimed that his algorithm had taken on a life of its own (or at least it could). He was immediately dismissed, but it gives us a glimpse of what else we can expect.

At the moment, AI cannot generate art, at least intrinsically. But with good ideas and the ability of a human being to formulate them in such a way that they are interpreted accordingly by the AI, we move to a level of visual art that involves us as recipients in a longer contemplation. And isn’t that exactly what I expect from art? It should occupy me and demand my attention. How often do I stand spellbound in front of a photo in a photo gallery or an exhibition and don’t know the artist? In this respect, it doesn’t matter to me who I see something by – the main thing is that „it does something to me“. With Midjourney, I tried to generate images that I would hang on my own wall at home and, at least from my personal point of view, I succeeded. The assessment of this is up to each person.

The generation of art through artificial intelligence is a fascinating and controversial topic that presents both opportunities and challenges. It gives us the opportunity to create new forms of art and expand our ideas of what art can be.

One thing is certain: artificial intelligence will change our understanding of art and creativity forever.

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