26
Apr
2011
5

Wie im richtigen Film

Ich war auf einer Lesung. Gott, bin ich echt schon alt genug für sowas? Lesung? Draußen ist es warm, die Sonne scheint und Hamburgs Wiesen sind voll von Steppjacken-Frauen, die ihre Golden Retreiver zum Kacken umherjagen. Und ich? Geh auf eine Lesung. Vorbei an Straßencafe´s wo die Innenstadt-Hipster Apfelschorle oder Rotwein mit Käse bestellen. Ok, ich will es nicht anders. Oliver hatte mir eine SMS geschickt, er wäre in den Kammerspielen und ob ich nicht Lust hätte vorbei zu kommen. Sein erster Roman Wie im richtigen Film“ liegt seit ein paar Wochen in den Buchhandlungen und er wäre gerade auf Lesereise. Hey, das Foto auf der Innenseite ist von mir, ich bin also auch in einem Buch 😉

Oliver heisst mit vollem Namen Oliver K. Wnuk,  ist Schauspieler und jetzt auch Autor – Roman-Autor. Ich gebe zu das klingt im ersten Moment zunächst nach einem gängigen Muster. Jeder halbwegs erfolgreiche Schauspieler besingt halt irgendwann eine CD oder schreibt ein Buch. In diesem Falle klingt die Idee des Buches jedoch spannend: „Bekannter Schauspieler und Vater einer Tochter, liiert mit prominenter Schauspielerin schlängelt sich durch den Atlas seines Lebens.“…
Parallelen zum richtigen Leben (Oliver ist Schauspieler, Vater einer Tochter und mit Yvonne Catterfeld liiert) sind allenfalls eine hilfreiche Struktur, die jedoch das eigene Kopfkino beim Lesen des Buches beflügelt. Und wenn der Protagonist des Buches „Jan Beckmann“ beim Deutschen Filmpreis auf die Tanzfläche reiert, stellt sich der Leser natürlich insgeheim die Frage, „Naaa?“… Doch wer Oliver einmal kennen gelernt hat, weiss, daß Jan Beckmann natürlich genauso wenig mit ihm zu tun hat wie Ulf Steincke – seine Paraderolle aus  Stromberg über die er oft definiert wird.

Da saß ich nun am Samstag Abend in den Hamburger Kammerspielen in einer Lesung mit Oliver und war gespannt, wie er es schaffen will, mich 90 min allein mit seinem Buch und einem Stuhl „bewaffnet“, zu unterhalten. Er begann zu lesen (wobei es „zu spielen“ besser treffen würde) und beendete einen gefühlten Moment später mit einem „Vielen Dank“ den Abend  – meine Uhr sagt:  90 Minuten später…   und  „beeindruckt“ ist ein Attribut, welches mich für seine Darbietung nicht befriedigt. Hm, alles, was mir an Beschreibungen einfällt klingt albern und würde dem Abend nicht gerecht werden. Ich belass es mal bei einem „Pech gehabt – es war der letzte Tag der Lesereise“kauft Euch das Buch – es ist echt ein Gewinn und Oliver ist ein grandioser Schauspieler!

Ich war auf einer Lesung. Draußen ist es warm und ich bin auf dem Weg zum Auto. Ich hab noch ne Weile mit Oliver und ein paar anderen Leuten draußen gesessen und gequatscht und getrunken. Ich steig ein mach das Radio aus. „Manchmal möchte ich die Zeit anhalten… geht aber nicht…“