24
Aug
2009
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Voigtländer Vito CLR

voigtlaenderDa lag sie. Eingebettet in der Ledertasche im Originalkarton auf dem Tapeziertisch eines Buchholzer Flohmarktes. Die „Voigtländer Vito CLR„.
Fast ein halbes Jahrhundert ruhte die Lady. Es scheint, sie wär noch nie nennenswert außerhalb dieses kleinen weiß-blauen Kartons gewesen zu sein – die Ärmste! Fast möchte man meinen ein wenig „Neuwagengeruch“ umspielt die sauber gearbeitete Belederung. Sie ist eine Handschmeichlerin, doch ihr Gewicht macht auf sich aufmerksam. Sie ist sicher nichts für eine Nacht obgleich sie gerade mal für Zwanzig Euro zu haben war. Ein unbenutzter Gelb- und UV-Filter nebst verchromter Gegenlichtblende im ledernen Etui  sowie eine „druckfrische“ Gebrauchsanleitung durften die letzten Jahrzehnte das Bett mit Ihr teilen. Nach kleiner (Internet-)Recherche weis ich nun, daß ich es hier sogar mit der Luxusausführung des Spitzenmodells zu tun habe, welches seinerzeit mal 339,- Mark gekostet hat.

Hab der Lady mal auf den Zahn gefühlt:  Alle Zeiten (auch die langen) laufen prächtig. Keine Verharzung, kein Stottern kein unsauberes Geräusch. Sie ist laut Druckkennung des beiliegendem „Ergänzungsblattes zur Gebrauchsanleitung“ Baujahr 1963. An ihren Messsucher muß man sich als verwöhnter Spiegelreflexer erst gewöhnen, doch erlaubt dies ob des fehlenden Spiegelschlages auch mal „lange Zeiten aus der Hand“. Trickreich und voll funktionstüchtig der eingebaute Belichtungsmesser, der durch die Selenzelle ganz ohne Strom funktioniert. Am vierlinsigen Color-Skopar 2,80/50mm Objektiv lässt sich neben den Zeiten 15-500 und „B“ und der Blende (2,8 – 22) natürlich auch die Entfernung einstellen. Dabei ist die eingravierte Tiefenschärfeskala ist ein schönes Hilfsmittel zur Bildkomposition.

Warum tut man sich als Digital-Spiegelfeflexler eine Kamera an, die  im direkten Vergleich zur vorhandenen Ausstattung gnadenlos verliert? Weil man sich mit einer solchen Kamera intensiver um das Ergebnis bemüht. Weil man damit Bilder macht, die durch ihre kleinen Fehler einen ungeheuren Charme aufweisen. Und weil man damit einen Film belichtet, der das nächste Jahrhundert überlebt und vielleicht irgendwann mal auf einem Flohmarkt in Buchholz aus einem Karton geholt wird…

Voigtländer Vito CLRBild 10Bild 11Bild 12Bild 7

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9 Responses

  1. Andrea

    Hallo Stilpirat, ich habe genau die gleiche Kamera. Ich bin verliebt in sie und ich liebe noch so „richtige“ Bilder. Allerdings bin ich totaler Anfänger was das fotografieren betrifft….:-( gebe mein bestes….aber ich blicke noch nicht so ganz durch, wann welche Blende usw. Ich möchte schon besondere Bilder machen. Zu der Kamera habe ich auch noch ein paar Fragen…Ich hatte einen Film drin und habe fotografiert. Irgendwann ging das Laden total einfach ( es ratterte ein wenig dabei). Ich bin davon ausgegangen das der Film nun voll ist, war mir aber nicht sicher. Ich habe den Film zurück gespult und ihn im dunklen Bad rausgeholt….grins..tja…dann den neuen eingelegt. Das Zählwerk kann man doch manuell ändern oder wie gent das? HILFE….Fragen die kein anderer stellt…grins…tut mir leid. Aber ich erhoffe Hilfe. Der neue Film ist drin und unten steht es immer noch auf 24. Ich finde einfach schade, wenn ich nicht weiß ab wann und wielange ich noch Bilder mache oder sie schon nichts mehr werden oder keine Ahnung….
    Ich danke dir schon mal, falls du dir die Zeit nehmen solltest mir zu antworten.
    DANKE, Ganz lieben Gruß
    Andrea

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  4. mrlizzard

    Kleiner Tip:
    Selenzellen verlieren über die Jahre an empfindlichkeit, würde die werte nochmal überprüfen. aber analag kann man sich auch ganz gut angewöhnen ganz ohne beli zu arbeiten. der zweite große vorteil von messsuchern ist übrigens, dass man für den s/w bereich starke filter verwenden kann (rot oder sogar schwarz für ir), ohne dass einem das den blick durch den sucher versaut.

  5. Ein schönes Ding hast du dir da ergattert. Wow. Zum nächsten Störteblogger Treffen bringe ich mal meine alte Canon mit, dann kannst du mich mal ins Analog-Fotografieren einführen, hoffentlich! Schönen Gruß.