25
Mrz
2011
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Ich bin satt!

Ich gebe zu, ich bin (war) ein Equipment-Nerd. Mir ist (war) es wichtig, daß ich qualitative Reserven bilde und möglichst alle Brennweiten in der Tasche habe. Und nicht nur das: Die Brennweiten bitteschön alle als Lichtstarkes-Zwoo-Achter-Zoom und als Festbrennweite mit sanften 1,4… Jaaha – das macht Spaß! Eine Crop-Cam, eine Vollformat-Cam ein paar analoge Kameras (Kleinbild-Mittelformat, Großformat), dazu jede Menge Reflektoren in groß, mittelgroß und klein und ein Macro (ist wichtig) und ein Tilt (wegen der Effekte).

Lichtformer hab ich auch ne Menge: riesige Softboxen und kleine Softboxen… runde und eckige… und einen Dish… und Blitze dafür: Studioblitze und Kompaktblitze. Der Kram muss dann auf verschiedene Foto-Taschen aufgeteilt werden, weil es sonst nicht zu tragen ist… und ja: Ich bin Besitzer von wenigstens 10 Fototaschen und Koffern in verschiedenen Farben und Größen.

Mir fällt es zunehmend schwer, den ganzen Kram vor mir selber zu rechtfertigen. Ich will endlich wieder Fotos machen und keinen Krieg führen. Wozu hab ich diese ganzen Scheiss-Blitze? Wenn ich mir meine eigenen Lieblingsfotos so ansehe, dann war der ganze Mist für keines der Fotos irgendwie von Belang. Mag sein, dass der eine oder andere von Euch sich schon länger von dem Gedanken gelöst hat, alles haben zu müssen. Ich bin gerade jetzt an dem Punkt. Ist auch nicht schlimm, oder? Ich denke, dass diese Erkenntnis, Teil meiner fotografischen Entwicklung ist, den ich jetzt abgeschlossen habe. Mir ist gerade danach, alles wieder schön aus der Tasche rauszuholen und mich auf ein-zwei Linsen zu beschränken. Jede Brennweite mit jeder erdenklichen Blende zu nutzen, ist sicherlich ein lieb gewonnener Luxus, doch bleibt die Herausforderung auf der Strecke. Ich predige permanent, die eigene Komfortzone zu verlassen, um bessere Fotos zu machen, doch befinde ich mich nicht selber mittendrin? Ich will raus!

Noch scheue ich mich davor, den ganzen Kram in der Bucht schwimmen zu lassen. So weit bin ich noch nicht, doch möglicherweise kommt irgendwann der Tag. Und wenn er nicht kommt, ist auch nicht schlimm. Doch zunächst muss ich ehrlicherweise einen Satz formulieren, den ich irgendwie vor mir hergeschoben habe: Ich bin satt! Mahlzeit!

35 Responses

  1. Pingback : Knackscharf #15 – D5100, zu viel Equipment und Studio | Nikonians Podcasts :: Knackscharf :: Für den ambitionierten kreativen und aufgeschlossenen Fotografen

  2. So wie Dir ging es auch mir vor einigen Monaten. Ich hatte keine Lust mehr auf die Equipment-Aufrüsterei, immer höher schneller weiter… Ich wollte einfach nur wieder fotografieren und das habe ich mit einer Rückbesinnung auf die analoge Technik verbunden. Dazu habe ich auf meinem Blog http://www.bullebaerchens-bilderwelten.de/blog auch einen ausführlichen Bericht geschrieben. Inzwischen mekre ich, dass mir das ganze wieder riesigen Spaß macht und das ist doch der Sinn der Sache. Nebenbei: Ich habe Deine Seite gestern entdeckt und lese mich jetzt gerade hier fest! Großes Kompliment!

    Thomas

  3. Dirk Bartsch

    Meine Lowepro Stealth Reporter D550 AW wiegt laut Zoll 7,8 kg. Das reicht: 55mm makro, 85mm, 70-300mm und die Allroundwaffe 18-200mm (DX), für die Nikon D90 mit kleinem Metz-Blitz, Mecalux 11, Drahtauslöser, IR-Auslöser, Winkelsucher DR-6 und verschieden Cokin ND-Filtern, Pol-Filter und Kleinkram (Taschenlampe mit Glasfaseraufsatz, Batterien, Akkus, Ladegerät, HDMI- und USB-Kabel, Reinigungspapier).

    Im Studio dann noch Gossen Belichtungsmesser, 2 Metz 45 und Dauerlicht, 120cm Reflektor, für Sonderaufgaben eine Super-Taschenlampe (LedLenser X21, dazu Farbfilter, Softbox und Lichttor), Stative (Berlebach, Cullmann, König & Meyer), 500mm und 800mm (Schmidt-Cassegrain) Teletüten, Reprotisch, 2 Einstellschlitten, Wacom Intous 4 und einiges anderes.

    Am liebsten bin ich mit dem 1.8 85mm unterwegs (echt geiles Objektiv!!) ohne weiteres Gedöns.

    Ich habe mir angewöhnt, meine Tasche entweder zu entlasten oder einfach die kleine Bereitschaftstasche zu nehmen.
    Es ist aber beruhigend, den Kram in Reichweite zu haben.
    Dirk

  4. Kai

    Danke für diesen Artikel. Bin nämlich gerade dabei ein Equipment-Nerd zu werden (wirklich noch ganz am Anfang). Aber ich verspüre schon jetzt – so albern es sich anhören mag – eine Art Sucht. „Ja klar, das brauch ich, denn ich will dies und das machen und ohne das geht das nicht“. Und das kann ja nicht Sinn der Sache sein, dass man sich von Equipment abhängig macht! Danke und Grüße, Kai.

  5. … in dieser Reihe erkenne ich mich auch wieder.
    Trotz digitalem Vollformat und einem Brennweiten-Spielraum von 20 bis 300 Millimetern ertappe ich mich immer wieder, mit nur leichtem Gepäck los zu ziehen:
    Nikon FG + 2,0/50mm.
    Back to the roots, Entschleunigung pur.

  6. MacJohn

    Satt macht unbewegelich. Zwei Bodies und drei Festbrennweiten, Stativ und was zum Blitzen – das ist alles, was nach gründlichem Ausmisten „übrigegeblieben“ ist. Passt alles (bis auf das Stativ) in einen Koffer und ist immer zur Hand.
    Meine Bilder sind eher besser geworden, behaupten Betrachter. Ach ja, und mein Foto-Lehrer sagte immer“ Zomms sind etwas für Leute, die zu faul zum Laufen sind“. 🙂

  7. Ich habe mir endlich mal einen Kabelauslöser für meine Kamera gegönnt, jetzt mach mich nicht schwach indem Du sagst Equipment ist overrated 😉 Alles was mehr als 2 Hände braucht um getragen zu werden ist fürs Studio.

  8. Nun, ich bin ja auch eher so der Gadget-Typ – und damit auch sehr anfällig für diese ganzen add-ons in der Fotografie. Gemerkt habe ich allerdings, dass ich eigentlich nur mit zwei Festbrennweiten herumhantiere. Ab & an dann noch einmal ein Tele.
    Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass ich endlich nur eine kleine Fototasche mit mir herumtragen muss. Und die ist dann auch häufiger dabei.

  9. Ich habe eine DSLR mit zwei Objektiven von denen ich nur eines (Festbrennweite) wirklich nutze. Dazu eine Kompakte mit Festbrennweite.
    Eine Analoge, die nicht richtig funktioniert und ich noch kein einziges Foto raus entwickelt habe.

    Dazu einen Aufsteckblitz und mir geht’s total gut. Allerdings kann man das auch kein Stück vergleichen, da ich damit kein Geld verdiene(n muss). 🙂

  10. Interessant, aber ich habe ein anderes Problem. Wie rüste ich auf? Bin im Moment mit 2 Bodies unterwegs + 4/70-200 u. 4/24-105 alles L und v. Canon. Nun muss aber mal eine Festbrennweite her. Vielleicht ein 1.x/85 + 35er was meint ihr?

  11. ja, 100% Übereinstimmung!
    Gerade Makro Objektiv verkauft, kein Blitz und gedöns…
    Habe Vollformat (Mark II) – FB 50er, 1,4, dazu WW 17-40 und Zoom 70-200 alles in L Qualität, passt.
    Da brauche ich nichts mehr.
    Gehe meistens mit Body und einem Objektiv auf Tour.
    Wunderbar entspannend in Sachen Last und regt an sich kreativ zu betätigen.

  12. Pingback : Links der Woche – KW12 » Nikonierer

  13. Ich habe ja auch gerade den Wechsel von DX auf FX hinter mir und die DX Objektive verkauft. Nun hab ich noch 3: 24mm, 50mm und 80-200. Eigentlich würde mir 14-24 und 50mm reichen.. Naja, und das 85er..
    Bevor Du Dein 12-24 wegschmeißt, sag Bescheid.. 🙂

    Gruß aus Barcelona!

    M.

  14. … nein wie genial!! ein kollege, den ich getrost zu den kollegen zählen würde, die mich sonst um mein spartanisches equipment belächeln, schreibt nun dass er zu viel hat!! wirklich sympathisch! musste es gleich in meinen blog mit aufnehmen, ich hoffe, es ist okay für dich 🙂 guckst du: http://blog.farbeffekte.com/?p=463
    ganz liebe grüße aus dem taunus
    martina

  15. Naja, ich mache das ja nicht beruflich, aber sich beschränken ist schon eine gute Sache. Wenn ich losgehe, habe ich meistens nur meine Praktica mit ’nem 50er um den Hals. Wenn man einen anderen Auschnitt will muss man sich dann eben bewegen. Blitz benutze ich fast nie, aber wie gesagt, ich fotografiere ja nicht beruflich…

  16. Ich gehe an die Ausrüstungsfrage eher aus einem betriebswirtschaftlichen Standpunkt heran. Also was brauche ich um einen ordentlich Job zu machen. Alles überflüssige lenkt nur vom wesentlichen ab und kostet unnötig Geld.

    Wenn ich privat unterwegs bin habe ich oft nur ein Objektiv dabei um mich zu beschränken. Denn Beschränkung ja auch irgendwie ein kreativer Faktor.

  17. Interessanter Artikel. Über solche Formulierungen stolpert man ja doch den öfteren. Ich bin ja noch in den Anfängen und habe aktuell gerade mal 3 Objektive. Davon nutze ich 2, das dritte liegt jetzt schon fast nur herum. So viel dazu 🙂

  18. Lieber Steffen,
    da ich ja, wie Du weißt, einen Mann habe, dem gegenüber ich in Rechtfertigungsnöte geraten würde, habe ich diese Sorge nicht 🙂
    Solltest Du aber doch das ein oder andere Teil (außer Blitzen und Co) loswerden wollen, dann biete ich um eine mail, bevor es in die Bucht geht 😀

    Liebe Grüße, Marie

  19. Christian

    Deckt sich ja in keinster weise mit deinen Worten aus den Podcast-Episoden die ich bis jetzt so gehört habe. 🙂

  20. Nun ja… bei mir ist das so ein Mittelding.

    Ich habe hier kein Problem, große Mengen an Equipment anzuhäufen (gerade Objektive und Bodies… aber das meiste davon gebraucht und günstig), ich sehe es mehr so, dass ich mich dann beim rausgehen beschränke… Also nur EIN Body in einer sehr kleinen Umhängetasche mit 1-2 Objektiven.. fertig.

    Also: Zuhause kann ruhig einiges rumliegen, aber ich rücke nicht mit dem ganzen Geraffel aus!

  21. ja, das ist wie eine Sucht. Wenn dann die Einsicht kommt ist das zwar gut,
    aber wo soll man anfangen ? Was als erstes über Bord werfen ? Eigentlich genügt ja die D3s und ein 1,4/50.
    Damit kannst Du tolle Bilder machen…
    Na ja, vielleicht noch das 1,8 für Portraits u. für die Weitwinkelgeschichten noch ein Zoom. Ach ja, in der Kirche macht sich das 24-70 u.70-200 ganz gut.
    Und das 1,4/24 für den ganz besonderen Effekt…

    Vielleicht kannst Du bei dem Blitzzeugs ein wenig reduzieren, die schönsten deiner Aufnahmen hast Du ja bei available Light gemacht.
    Aber bei den Objektiven?… nee das könnte ich nicht.
    Grüße aus der Lausitz !

  22. Abseits der Bezahlfotografie steigt sogar die Chance auf ein gutes Foto, wenn man sich auf weniger reduziert – weil man häufiger das Nötigste mitnehmen kann…

    Eine unauffällige Messenger-Tasche mit Crop-Body, einigermaßen makrotauglichem Sigma 17-70 F2.8-4, Sigma 50-150 F2.8 und Systemblitz reicht für 95% der Sitationen in denen man DAS Foto schießt.
    Zudem dürfte das bei den meisten in einer Preisklasse liegen, bei dem man auch unter ungünstigen Bedingungen keine „Angst“ um sein Equipment haben muss…

  23. @Stefan Wahre Worte! Und Du bist irgendwie auch „schuld“ daran das ich mein Equipment runterfahre… ,-)

    Danke dafür, man belastet sich ansosnten wirklich mit zuviel Nebensächlichkeiten!

  24. Das ist lustig, an dem Punkt bin ich, so ähnlich, auch gerade.

    Ich hatte Unmengen an MF-Objektiven angesammelt, zig Blitze und diverses, total nützliches, aber nie/selten eingesetztes, Zubehör.

    Und irgendwie hat mich meine einfache Yashica FX-3 am meisten gekickt, nicht der ganze Nerdkram den man unbedingt braucht! 😉

    Also habe ich jetzt so langsam, Stück für Stück, reduziert und/oder ausgetauscht. Im Resultat ist meine Tasche (auch da habe ich reduuziert, sind nur noch zwei statt vier…) schlanker geworden. Aber mit dem was bleibt bin ich näher dran am Fotografieren als ich es vor einem Jahr war. Und das ist gut so!

    Reduzieren kann also wirklich befreien, ich habe so wieder mehr Spaß am Fotografieren gewonnen!

  25. Daniel Mangatter

    Ist es nicht aber ein beruhigendes Gefühl bei einem Auftrag zu wissen was man alles im Kofferraum hat, das man auf die meisten Herausforderungen gewappnet ist ?

    Wenn ich losgehe hab ich auch nur die Kamera und zwei Objektive im Rucksack … aber wenn es drauf ankommt weiß ich wo der Rest ist und das gibt doch ein gutes Gefühl.

    Daniel