29
Apr
2010
8

Geiles Fotografenleben

Im November des letzten Jahres verabschiedete sich ein gewisser Michael K. Trout vom „geilen Fotografenleben“. Er selbst beschrieb seine Entscheidung damit, daß die Tätigkeit als Fotograf für ihn nur „Ausschnitte aus der ständigen Hetze nach dem nächsten Auftrag, den permanenten Geldnöten und einer Mischung aus beruflicher Befriedigung und ständigem Verbiegen bei der Erfüllung von Kundenwünschen“ waren. Ich stand damals an Deck und prostete ihm respektvoll zu…

Nun denn. Ich bin bereit das hingeworfene (Hand-)Tuch aufzuheben. Es wurde mir nicht angeboten – ich hab es mir genommen. Gestern war so ein Tag… Er begann damit, daß ich nach dem ersten Augenblinzeln aus dem Fenster sah. Der Nebel lag über der Ostsee und die Sonne kämpfte sich Minute um Minute durchs Gewölk. Ich trank meinen Kaffee und dachte darüber nach, daß eine Unzahl von Menschen gerade ins Büro hetzt, in der U-Bahn stehend…

Was hatte ich heute zu tun? Die 3 Schlafzimmer des wunderschönen Reetdach gedeckten und mit Meerblick versehenen Ferienhauses zu fotografieren. Im Vergleich zu vielen anderen, eine sehr dankbare Aufgabe. Es klingelte und vor der Tür stand die Putzfrau. Sie war gekommen, um die Schlafzimmer vor dem Ablichten herzurichten und ich beschloss spontan mein Tagwerk später zu beginnen.

Die Sonne hatte mittlerweile den Nebel besiegt und so machte ich mich auf den Weg zum Strand… 2-3 Stunden Luft hatte ich. Genug Zeit, um einige schöne Momente einzufangen. Klick, klick, klick…  Ein einsamer Schwan erinnerte mich daran, daß die meisten „anderen“ wahrscheinlich gerade im Aufzug stehen – auf dem Weg in die Kantine… „Mahlzeit!“ – „Mahlzeit!“

Und auch wenn das Ablichten der Schlafzimmer am Nachmittag durchaus kein Selbstgänger war, bin ich unendlich dankbar und glücklich, daß mein Leben aus Tagen wie diesen besteht.

Ein geiles Fotografenleben…

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10 Responses

  1. Vielen Dank Euch allen für die lieben Kommentare!
    @Michael: Es ist mir eine Ehre!
    @Dorisa: Das ist eigentlich ne eigene Blogpost… Stay tuned…
    @alle Zögerer: Du bist dann ein Fotograf, wenn Du Dich entschliesst einer zu sein!

  2. Deine Bilder unterstreichen genau das, was du schreibst. Freiheit. Auch wenn Du diesen Ausdruck im Text nicht benutzt.
    Gut, dass Du erwähnst, dass auch die Freiheit im geilen Fotografenleben nicht grenzenlos ist (no pun intended), denn arbeiten musstest Du am Ende ja doch noch. (-;

  3. Schöne Fotos sind das geworden. Wird man die Fotos des Ferienhauses auch irgendwann zu sehen bekommen?
    Nebenbei- ich versuche mich auch gerade an Innenraumfotografie, weil ich es für meinen Job brauche. Weißt du zufällig, ob es gute Bücher in diesem Bereich gibt?
    Mit was für einem Objektiv abreitest du im Innenbereich?
    Sorry, aber als ich gerade hier las, dass du gerade das machst, was ich demnächst ‚ein bisschen‘ besser können muss- da musste ich einfach fragen..

  4. ~ Marc ~

    Wenn ich mir das Foto vom Schwan ansehe, stell ich mir vor, dass du diesen einen Schwan eher in der Karibik als an der Ostsee getroffen hast. Jedenfalls könnte man sowas wegen dem Blau des Wasser vermuten 😉

    Schöne Fotos und schönes Leben, quasi 🙂

  5. Mir geht es ähnlich. Bin zwar noch nicht in der Selbstläufersituation, aber zumindest in einer, in der mein (angehender) Beruf abwechslungsreich und mit kreativer Output verbunden ist. Klar gäbe es einen einfacheren Weg (einfach die Stelle annehmen, die mir angeboten wurde und das Schaf im Trockenen zu haben), aber 5 Tage die Woche in’s Büro rennen ist für mich keine lohnenswerte Alternative zu der Freiheit, die ich als Selbständiger habe..

    Schöner Artikel!

    M.