8
Apr
2010
10

Der eigene Online-Foto-Shop

Wer sich als Fotograf allein auf´s Fotografieren beschränkt, merkt schnell, daß der grüne Zweig recht weit oben am Baum hängt… denn verkauft werden soll das fotografische Ergebnis ja auch. Egal in welcher Branche – ob als Sport-Hochzeits-, Event-, Club- oder Stockfotograf, ja auch als Fotoreporter oder Paparazzo – das Bildwerk soll anschließend der verehrten Kundschaft dargeboten werden. In Zeiten schneller DSL-Leitungen passiert so etwas in der Regel übers Internet – durch Online Galerien. Adobe Lightroom bietet ja inzwischen für solche Zwecke ein paar sehr nette Templates die im Handumdrehen aus den Bildern eine schicke Galerie fürs Netz zaubert. Verkaufen läßt sich das Material damit jedoch nicht. Viele Profis sind deshalb bei einer Bildagentur die sich um die Vermarktung der Fotos bemüht, doch die lassen sich recht fürstlich dafür entlohnen…

1. Die Idee
Schön wäre so etwas wie ein eigener Online-Foto-Shop, bei dem man die Preise seiner Bilder festlegen kann und sie als Download oder als physischen Papier-Abzug, FinArtPrint oder auf Leinwand anbieten könnte. Also eine „All-in-One-Lösung“. Ich hab ja seit einiger Zeit bei FineartPrint.de einen eigenen kleinen Shop bei dem man sich meine Lieblings-Bilder als Print in verschiedenen Ausführungen bestellen kann. Dieser Shop wird vom Anbieter kostenfrei zur Verfügung gestellt und ich verkaufe hin- und wieder sogar recht große Leinwände damit. Das System ist so einfach wie verständlich: Der Anbieter gibt den Herstellungspreis vor und ich überlege mir was ich pro Bild verdienen will. Wird ein Bild bestellt, kümmert sich FineArtPrint um Herstellung, Versand, Rechnung und Inkasso und ich krieg den mir selbst ausgewählten Gewinn gutgeschrieben. Eigentlich herrlich… Doch leider bietet FineArtPrint keine klassischen Papier-Abzüge oder die digitale Vermarktung meiner Bilder als Download. Dies nämlich wäre bei meinen Jobs als Hochzeits- oder Clubfotograf Gold wert. Denn wenn sich die Hochzeitsgesellschaft oder die Clubgänger ein paar Tage nach der Veranstaltung schon gemeinschaftlich auf die Online-Galerie mit den schönen Bildern stürzt, sollte man ihnen an dieser Stelle doch gleich alle Bilder als klassischen Papier-Abzug in verschiedenen Größen und Materialien anbieten und sich dabei etwas dazu verdienen.


Ich möchte also einen eigenen Online-Foto-Shop der folgendes kann:

  • übersichtliche Darstellung meiner Bilder in einer Galerie nach Themen, Events oder Kunden sortiert
  • einzelne Galerien müssen sich durch Passwort schützen lassen (wichtig vor allem bei den Hochzeiten)
  • jedes Bild soll sich als Download oder als physischer Abzug kaufen lassen
  • ich möchte pro Bild individuell entscheiden, in welchem Format (Papierabzug, Leinwand, Fineartprint) welcher Form (physisch, digital oder Beides) es angeboten werden werden soll und was es kostet
  • natürlich möchte ich auch Einfluss auf den angebotenen Preis haben
  • Ich will einen deutschen Anbieter mit deutscher Benutzer-Oberfläche und deutscher Hotline wenn mal was nicht funzt
  • am Liebsten möchte ich mich um nichts kümmern. Ab der Bestellung des Kunden sollen sich andere um den Rest kümmern.

2. Die Suche
Ich begab mich also auf die Suche nach einem geeigneten Anbieter für mein Vorhaben und merkte schnell, daß es viele Lösungen gibt, jedoch nicht die perfekte Lösung. Vor allem bei meinem letzten Wunschpunkt („ich möchte mich um nichts kümmern“), merkte ich schnell, daß dieser Service zwar von einigen angeboten wird, sich dies aber auch auf meine EK-Preise niederschlägt. Will ich am Bild noch was dran verdienen muss ich den 9×13 Abzug schon für heftig Geld anbieten, damit sich mein Aufwand überhaupt lohnt.
Einige Online-Labore haben die Zeichen der Zeit erkannt und bieten uns Fotografen recht umfassende Shops an. So habe ich beispielsweise den noch recht jungen Pictrs-Shop ausprobiert und war hier schon mal begeistert. Die Administration ist übersichtlich, eine Obergrenze an eingestellten Bildern gibt´s vorerst nicht und der Shop läßt sich einfach in die eigene Homepage einbinden. Angeboten werden können klassische Papier-Abzüge ebenso wie Leinwand oder Großformat-Prints. Selbst Fun-Artikel wie Foto-Tasse oder Puzzle werden angeboten. Die Preise gehen bei 0,15 € pro 9×13 Abzug los. Leider muß der Passwortschutz für 2€/Monat hinzu gebucht werden und einen kostenfreien Download für bestimmte Kunden-Gruppen gibt es auch nicht. Jeder Download des Kunden wird mit minimum 1,-€ berechnet. Für mich ist der Shop daher auf Dauer nicht nutzbar, denn bestimmten Kunden möchte ich den Download kostenfrei anbieten… Der guten Ordnung halber möchte ich hier ein paar Anbieter nennen, die ich mir angeschaut habe und die einen ähnlichen Service anbieten: www.allesdruck.de , www.juicywalls.com, shop.posterxxl.com, www.fotokasten.de. Leider fehlte mir immer irgendwas… entweder keine kleinen Abzüge und große FineartPrints im Shop oder sie kosten echt Miete…

3. Das Ergebnis
Alles läuft auf eine autarke Lösung hinaus. Also ein Shop, den ich auf meinen eigenen Server installiere und mich selbst um den Rest kümmere – und ich sag Euch auch warum:
Mit eigenem Shop auf dem eigenen Server hab ich die Möglichkeit, mir immer den Printer mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis rauszusuchen. Ich hab somit nicht nur den Finger auf den Preisen sondern kann auch eine riesige Palette an Printprodukten anbieten. Mein Traum-Kandidat war nämlich eigentlich die Photobox.de Hier bestelle ich schon längere Zeit meine Abzüge und war von der Güte der Abzüge und Geschwindigkeit der Zustellung ebenso überzeugt wie von der Angebotsvielfalt. Doch leider bieten die nun wieder keinen eigenen Shop an…  Meine Traumkombination im Moment ist also ein eigener Shop mit den Preisen und der Angebotsvielfalt der Photobox
Weitere Gründe für einen eigenen autarken Shop sind: Ich bin nicht abhängig von einem Anbieter. Wenn der nämlich plötzlich nicht mehr ist oder die Preise anzieht, löst sich die ganze Arbeit in Luft auf.

4. Die Lösung
Wer sich mit MySQL-Datenbanken und Website-Programmierungen in auskennt, wird sicherlich verschiedene Shopsysteme kennen. Diese könnte man für unsere Zwecke sicher missbrauchen umbauen, doch die meisten Fotografen sind eben Fotografen und keine Programmierer und deshalb fällt hier schon mal einiges durch den Schacht. Bei meiner Suche nach einer leicht verständlichen Online-Lösung bin ich nun endlich fündig geworden und zwar sehr:
Pixtacy ist eine leicht verständliche und vor allem auch für nicht-Programmierer nutzbare Anwendung, die speziell für Fotografen entwickelt wurde und im Handumdrehen und ohne viel Fachwissen installiert ist und mich auf Anhieb überzeugt hat. Das System kann sich per Auto-Installer auf dem eigenen Webserver installieren und die Oberfläche über einen WYSIWYG Editor gestalten. Für Fotografen ohne eigenem Server steht eine Anleitung mit Verlinkung zu bplaced.net zur Verfügung um sich geeigneten und kostenlosen Webspace zu besorgen. Auch hier installiert sich das System quasi „von allein“. Ich war echt beeindruckt!
Die Feautures der Pixtacy-Umgebung lesen sich so eindrucksvoll wie spannend:

  • Galerieansicht und Detailansicht mit Bildbeschreibung
  • Warenkorb und Online-Bezahlfunktion
  • Bereitstellen von hochaufgelösten Bilddaten zum direkten, passwortgeschützten Download in verschiedenen Auflösungen oder Dateiformaten
  • interaktive Lightbox zum Erstellen einer Bildauswahl
  • Volltextsuche über Bildnamen, -beschreibungen und Stichwörter
  • freie Definition von Themengebieten
  • jedes Bild kann beliebig vielen Themengebieten angehören
  • Thumbnails für Galerieansicht werden automatisch erstellt
  • Import von Bildern aus einem vordefinierten Upload-Verzeichnis
  • automatisches Auslesen von Bildnamen, -beschreibungen und Stichwörtern aus den Bilddateien (IPTC-Header)
  • Anfrage-/Kontaktformular mit Blacklist-Spamfilter
  • eingebauter Wysiwig-Editor für das Gestalten von Informationsseiten (AGB, Impressum etc.)
  • Sperren von einzelnen Bildern oder Bildverzeichnissen für die Öffentlichkeit, Freigabe nur für angemeldete Benutzer
  • unbegrenzte Anzahl von Benutzern und Benutzergruppen
  • einfache Anpassung an das eigenes Website-Design

Geplante Funktionen für spätere Versionen

  • Blog- bzw. News-Funktion inklusive RSS-Abonnements
  • Newsletterversand inklusive Verwaltung von An- und Abmeldungen
  • direkte Anbindung an Online-Druckdienstleister für Bestellung von Abzügen, Postern u. ä.
  • einfache Einbindung in ein Portal für die website-übergreifende Bildersuche

Das die Angebotsvielfalt bezahlt werden muss liegt auf der Hand. Das System kostet 299,-€ und ist damit sicherlich als Lösung für Fotografen platziert, die mit ihren Fotos Geld verdienen wollen. Doch Pixtacy bietet auch eine kostenlose Vollversion als Demo an. Einzige Beschränkung: Maximal 250 Bilder. Für eine „meine 250 schönsten Bilder“ Verkaufs-Galerie würde das sogar reichen…

Mich interessierte, wer hinter diesem Projekt steckt und so schrieb ich mal eine Mail an Pixtacy… und bekam prompt Antwort… :

„Hinter Pixtacy steht kein Großkonzern und keine Venture-Kapitalgesellschaft, sondern ein Ein-Mann-Softwareunternehmen, das keinen „Shareholder-Value“ erwirtschaften muss. Ich möchte Pixtacy so günstig anbieten, dass es sich möglichst alle Fotografen leisten können. Darum gibt es keinen Vertrieb über Zwischenhändler, keine gedruckten Handbücher und CDs, keine Hochglanzbroschüren und keine Kundenberater. Das Marketing beschränkt sich auf Pressearbeit, persönliche Empfehlungen und das Verteilen der kostenlosen Probeversion.“

Mit dieser Mail war mir der Pixtacy nun gleich noch sympathischer und deshalb möchte ich Euch in der nächsten Woche das Pixtacy-System mit einem kleinen Video-Podcast vorführen und zeigen wie schnell und einfach der „eigene Fotoladen“ ins Leben gerufen wird…

also stay tuned…

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Der eigene Online-Foto-Shop (Teil2)

26 Responses

  1. Hallo,
    der Beitrag ist ja schon ein paar Tage alt. Trotzdem habe ich ein- zwei Fragen zum eigenen Online-Shop:
    Ich nutze ein anständiges Shopsystem, was ich in mein Design eingepflegt habe. Allerdings läuft alles noch unsichtbar im Hintergrund.
    ?) Ich weiß nicht nicht so recht, zu welchen Anbieter ich laufen soll, wenn mal eine Bestellung eingeht.
    ?) Ist es an dieser Stelle ratsam, einen guten Anbieter zu finden und mit diesem in Kontakt zu treten, oder werden die Prints einfach bei dem Anbieter bestellt?
    ?) Ich nehme an, dass der Versand nicht direkt zum Käufer geht, sondern das Produkt erst geprüft wird.

  2. Hallo Stilpirat,

    Ich lese gerade Deinen Beitrag und sehe, dass Du Dir nicht als einziger Gedanken zu dem Thema gemacht hast.

    Vor allem listest Du wunderbar die Features auf, welche ein solches Tool haben sollte…

    Ich würde Dich einladen, Dir folgende Plattform anzuschauen: https://www.profi-fotos-online.com Vielleicht entspricht das ja Deinen Vorstellungen und Wünschen.

    Viele Grüße, Stephan

  3. Thomas

    Ein sehr aufschlussreicher Beitrag. Ich habe inzwischen etwas mit Pixtacy rumgespielt. Was mir in jedem Fall noch fehlt, ist eine Möglichkeit für Rabatte. Ist zwar in Planung, aber wann es kommt, ist nicht zu erfahren.
    Außerdem finde ich das Design ziemlich altbacken.

    Inzwischen habe ich auch mal etwas mit Lightroom4 rumgespielt (bisher habe ich Aperture verwendet) und das hat schon sehr viel Spaß gemacht. Darüber bin ich dann auch auf die TTG-Plugins für LR gestoßen. Und es gibt auch ein Plugin, mit dem man direkt aus LR Web-Gallerien mit Shop-Funktionalität erzeugen kann.

    Hier der Link:
    http://theturninggate.net/

    Hat die schon jemand in Verwendung? Und wenn ja, wie sind die Erfahrungen?
    Es gibt leider keine Option zum Testen. Man muss gleich kaufen. Man kann vorab nur die Doku lesen und muss sich dann alles im Kopf durchspielen.
    Also falls jemand Erfahrungen damit hat, wäre dafür sehr dankbar.

    Grüße,

    Thomas

  4. bin schon eine ganze Weile auf der Suche nach einem Shop und deinen Text kann ich direkt befürworten, an dieser Stelle ein Danke für den Tipp, ich werde diese Software sofort mal ausprobieren.
    Einige deiner anderen Beiträge sind ebenfalls sehr interessant, leider kann ich mit den Nikon Texten nichts anfangen ich bin ein Canonier.
    Wünsche dir noch viel Spaß beim weiteren knippsen vor allem mit einem 24/1,4

  5. Pieczaro

    Herzlichen Dank für den ausführlichen und hilfreichen Beitrag.
    Meine Arbeit ist zu malen und daher, kommen diese Lösungsvorschläge auch für mich in Frage.
    Also amn sieht sich….
    buntgruß, aPi

  6. Danke für das Austesten von und den positiven Kommentar zu Pictrs Webshop unter http://www.pictrs.com – selbst wenn die abschließende Wahl dann auf Pixtacy gefallen ist. Ein guter 2. Platz ist auch nicht schlecht.

    PS: Auch hinter uns steht „kein Großkonzern und keine Venture-Kapitalgesellschaft“

  7. Pingback : Der eigene Online-Foto-Shop (Teil2) | Der Stilpirat

  8. hamburgerjung

    netter beitrag schön ausführlich und interessant. warte gespannt auf deine weiteren erklärungen. die vermarktung wird noch eine herausforderung. ich würde aber auch überlegen ob nicht einige unpersönliche bilder von den hochzeiten öffentlich zugänglich zu machen.
    kirchen, schminktöpfe, stimmungsbilder und ähnliches kann ja ruhig an alle verkauft werden, iese bilder sollten nicht in den passwortgeschützten gallerien verschwinden…geht das?

  9. Mit dem fineartprints-Shop liebäugele ich auch schon eine ganze Weile, für meine Bedürfnisse würde der auch reichen. Bist Du da zufrieden?

  10. Finde ich gut, den Beitrag, weil ich mich gerade selbst mit dem Thema beschäftige – hab noch ein zusätzliches Problem – die Ware muß nach Österreich, was die Versandkosten in die Höhe schraubt. Bin schon gespannt über deine weiteren Berichte zu dem Thema.

    I stay tuned

  11. Achja, zum Thema bplaced : Ein gutes Angebot, aber das Problem sehe ich bei der Erreichbarkeit bzw Lebensdauer solcher Angebote. Meist sind diese kostenlosen Webspace´s schnell wieder vom Markt verschwunden.

    1. @Daniel 2GB kriegst Du bei den bekannten (und zukunftssicheren) Hostern mittlerweile aber auch für 2,99€ im Monat…
      Zur ersten Frage: Der Verkauf der eigenen Bilder als Stockmaterial für die weite Welt über die eigene Website macht natürlich wenig Sinn… dafür ist der Shop in erster Linie ja auch nicht gedacht gewesen…

  12. Eine Frage bleibt doch noch : Wie sieht es mit der Verbreitung aus? Ich denke die meisten Bildkäufer surfen gezielt die großen (Stock)Agenturen an.
    Wenn man neu am Markt ist, ist es sicherlich nicht leicht, bei Google (sofern über Google nach Lizenzen gesucht wird) sich so weit oben zu platzieren, das man auch potentielle Käufer auf seinen Shop lotsen kann…

  13. Pingback : BlogTimes QuickNEWS (KW14) | BlogTimes - Fotografieblog

  14. Dieter

    Scheint echt ne Lösung zu sein! Das mit dem Verkauf von PartyBildern ist echt ne geile Idee! *grübel*

  15. Mario

    Trage mich schon länger mit dem Gedanken, einen eigenen Shop aufzuziehen, schreckte aber jedesmal vor dem technischen Gedöns zurück (Hab echt keine Ahnung!) Bin gespannt wie der VideoPodcast wird… Vielleicht ist das ja endlich mal was für Leute wie mich…

  16. Ein guter Tip, danke dafür.
    Das Problem sehe ich aber im Datenspeicher. Denn Webspace ist ja meist limitiert und mit der Zeit kommen einige hundert (wenn nicht tausend) MB zusammen, grad wenn man wirklich alle Fotos selber verkauft.
    Dafür kann das Programm aber nichts, mal sehen, evtl teste ich es auch mal aus 🙂

  17. Ein toller Artikel, der die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Shop sehr gut beschreibt.
    Pixtacy habe ich mir auch vor einiger Zeit mal angesehen und war ebenfalls begeistert!
    Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und Deine Erfahrungen mit Pixtacy!

  18. Ich möchte mal was generelles loswerden: Bin neuer Leser Deines Blogs und bin begeistert.
    Jemand der schreiben kann, die Rechtschreibung beherrscht und Informationen rüberbringt, die nicht schon durch 50.000 andere „Fotoblogs“ gewandert sind..

    Danke dafür und I stay tuned.. 🙂

    M.