10
Nov
2016
20

Wer will der kann

Vor ein paar Wochen hat mich der Calvin zum Asiaten eingeladen und wir nahmen unter anderem ein Folge seines Podcasts „Wer will der kann“ auf. Er stieg in das Interview mit der Frage ein: „Was macht dich erfolgreicher als andere?“ Ich fragte zurück: Bin ich das wirklich? Was ist schon erfolgreich? 

Er meinte, dass es ja schon ein Erfolg wäre von dem zu leben, was man liebt und dann fiel mir spontan auch nicht viel mehr ein, als mich den „Paganini des Scheiterns“ zu nennen, der – oh Gott – schon so oft aufs Maul gefallen ist, dass es mittlerweile nicht mehr weh tut und deshalb „auf´s Maul fallen“ für mich an Schrecken verloren hat und ich deshalb mutiger an Dinge herangehe. Vielleicht bin ich deshalb erfolgreicher… Hm. So richtig zufrieden war ich jedoch nicht mit meiner Antwort.

Im Auto auf dem Heimweg dachte ich noch mal darüber nach. Eigentlich ist es nur die halbe Wahrheit, sagte ich mir. Die Leute haben immer eine komische Vorstellung davon, was man so macht und wie man so lebt. Die meisten meiner Jobs „fliegen unter dem Radar“ – „Brot und Butter“-Jobs sozusagen, die ich mir hart erarbeitet habe und um die ich in den sozialen Kanälen nicht viel Wind mache. Man glaubt ja gern dem Bild, dass bei mir die Weintrauben am Haus wachsen und ich muss nur aus der Tür treten muss, um mir den Mund vollzustopfen. Ok. das stimmt wirklich – aber nur im Wortsinne, nicht jedoch sinnbildlich. Nein – in Wirklichkeit reiße ich mir an sieben Tagen der Woche… #vollendedensatz

Ich glaube das Haupt-Geheimnis meines „Erfolges“ (Gott klingt das einfältig) liegt im „Liefern“ – nicht im „liefern können“ oder im „liefern wollen“, sondern es tatsächlich zu tun. Und glaubt mir, da stehen de Leute drauf! Vor allem die, die den ganzen Tag davon abhängig sind. So wie ich. Klappt leider aber nicht immer. Wenn ihr wüsstet, wie oft ich Konzepte und Jobs ich spontan verändern muss, weil irgendein „Lieferant“ nicht „geliefert“ hat (im Übertragenen Sinne). Ich verplempere dermaßen viel Zeit damit, Dinge spontan umzuwerfen und auszubügeln oder ständig nachzufassen (weil die avisierte Sache vom Dienstag am Freitag immer noch nicht da ist), dass der Trost-Martini am Abend keine Chance hat, die Temperatur zu wechseln.  Und ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich frustriert klingen! Als ich noch eine „One-Man-Band“ war und alles allein wuppte, lief es ziemlich gut. Seitdem die Firma wächst und ich immer mehr Arbeiten auslagern muss, merke ich, wieviel Toleranz man aufbringen muss, weil man den eigenen Maßstab nicht automatisch auf andere übertragen darf. Und mein Maßstab ist, bisweilen das zu tun, was ich versprochen habe. Ich zitiere mich dann gern selbst: Manchmal reicht es auch einfach nur aus, „nicht scheisse“ zu sein… (https://www.stilpirat.de/schlussel-zum-erfolg/)

Ich plane mittlerweile meine Projekte und Jobs schon immer mit nem „Macgyver“-Faktor: „Es kommt nicht darauf an, was passiert, sondern nur, wie du reagierst.“ Und da bin ich mittlerweile wirklich gut drin und auch ein bisschen stolz drauf.

In meinen Workshops arbeite ich gern mit dem Bild eines Hochstaplers, der deshalb so erfolgreich ist, weil er sein komplettes Handeln auf sein Ziel ausrichtet. Ja, so ein Hochstapler ist clever und gerissen, aber er kann eben nicht liefern und deshalb muss er sich anschliessend immer aus dem Staub machen. Und ich schliesse diese Überlegung dann immer mit dem Satz ab: Was würde denn passieren, wenn der Hochstapler tatsächlich liefern könne? Er wäre Scheiss-Erfolgreich!! Und zwar sehr!  Und ich glaube, dass war die Überlegung, die ich Calvin eigentlich hätte geben wollen.

Das ganze Gespräch mit Calvin gibt es hier:

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4 Responses

  1. Super Artikel! Ich höre auch gerne die Podcasts. Und immer wieder trifft das alte Sprichwort „von nichts kommt nichts“ zu. Harte Arbeit zahlt sich eben aus – was sich irgendwie beruhigend anhört ; )

    Viele Grüße aus dem „grausigen“ Süden Deutschlands und mach weiter so!
    Andy

  2. Tolles Gespräch und natürlich Interessante Einblicke. Die Bücher sind notiert und vorgemerkt.
    ABER eines kann (zumindest ich) nicht stehen lassen: Du bist kein Fan von Süddeutschland?!?!

    Das kann man ändern: Hiermit kommt die Einladung, wenn es bei Dir (und mir) passt, einmal
    mindestens ein Wochenende in Süddeutschland/Nordbaden zu verbringen ;o)
    Ich bin mir sicher, dass bekommen wir auch noch hin…

    Grüße,
    Andreas

  3. Timo

    Das Leben einfach etwas entspannter und langsamer angehen ist die Alternative. Immer nur machen, machen, machen – dafür ist das Leben zu kurz. Gepflegte Faulheit rulezz!

  4. Sehr cooler Post! Ich höre Calvins Podcast immer wieder, bin gespannt auf diese Folge.
    Ich finde es immer so spannend wenn jemand aus dem Alltag erzählt. Dann sieht man nämlich mal das einem nicht alles zufliegt und das man nicht dauernd nur mega coole Projekte macht sondern auch stinknormale, langweilige Sachen die keinen Menschen Online interessieren.

    Liebe Grüsse
    Sylvia
    http://www.mirrorarts.at