7
Sep
2009
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Sportfotograf Stefan Groenveld

stefangroenveldBeim letzten Hamburger Photowalk lernte ich Stefan Groenveld kennen. Er fiel mir schon allein deshalb auf, weil er das Front-Typenschild seiner Kamera mit Gaffa überklebt hatte.  Im Laufe unseres ersten Gespräches, stellte ich fest daß „rim_light“ (so sein Twitter Avatar) einiges mehr zu bieten hat, als ein wenig Geplänkel über technische Foto-Finessen und überklebte Nikon-Typenschilder.

Stefan ist begeisterter Sportfotograf, der (zurecht) schon einige Fotografien bei allerlei bekannten Tageszeitungen „untergebracht“ hat. Ich bat ihn um ein Interview für meinen Blog, weil es da einige Dinge gab, die mich wirklich interessierten, wie: „Wird man reich als Sportfotograf oder sollte ich doch lieber in Richtung Hochzeitsfotograf arbeiten?“, „Wie komme ich ins Stadion an die besten Plätze?„,  oder „Welches fette Equipment macht denn solche geilen Aufnahmen?

Nun, nicht alle Fragen wurden beantwortet… Dafür habe ich aber mal wieder mehr dazugelernt als ich dachte… aber lest selbst:

Dein Profil:
• Alter:
bald 42
• Wie lange schon fotografisch unterwegs:
seit 1982
• Equipment:
– Kameras:
– Objektive:
– Blitz(e):
Sorry, erachte ich für unwichtig – machen alle nur Bilder. Wichtig ist,
dass Du weißt wie man das Zeug richtig einsetzt. Nur bei Sport in Hallen
oder bei Abendveranstaltungen ist eine gute High-ISO Fähigkeit notwendig
(ab ISO 1250). Zum besseren Freistellen der Sportler in Aktion sind
Blendenwerte bis 4 sinnvoll. Kleinere Blenden bringen dem Betrachter zu
viele Informationen und nehmen dem Bild Dynamik.
Fragen zur Sportfotografie:
• ist Begeisterung für Sport eine wichtige Voraussetzung?
Teils, teils: zum einen macht es mehr Spaß, wenn Dich interessiert was Du
durch den Sucher siehst, zum anderen ist es schädlich beim Tor die Arme
hochzureissen und mitzujubeln, denn Du sollst ja die anderen beim Jubeln
fotografieren.
• Wie bist Du zur Sportfotografie gekommen und was fasziniert Dich dabei
Ich war schon immer ein medieninteressierter Mensch, schreibendes und
fotografierendes Mitglied der Schülerzeitung und hatte mir 1984 einen
Jugendpresseausweis geholt. Damit bin ich dann zum damaligen
Fussballzweitligisten SV Darmstadt 98 gegangen (ich habe damals in
Darmstadt gewohnt und wie es sich für einen ordentlichen Kerl gehört, war
ich natürlich Anhänger des ortsansässigen Fussballvereins) und die haben
mir tatsächlich eine Akkreditierung als Fotograf gegeben. Da stand ich drei
Jahre und habe für mich Filme belichtet. Jedes Spiel einen. Damals habe ich
übrigens auch schon Bruno Labbadia, den heutigen Trainer vom HSV,
fotografiert.
Eines Tages war es soweit: ein spielentscheidendes 1:0 für Darmstadt fiel
und beide Fotografen der örtlichen Presse waren gerade dabei ihre Filme zu
wechseln. Ich bin nach Hause gefahren, habe in meiner eigenen Dunkelkammer
den Film entwickelt und das Bild vergrößert. Damit bin ich in die Redaktion
gefahren und habe mit dem Chefredakteur gesprochen. Der hat dieses Bild
nicht genommen, weil er die Bilder von den festen Fotografen nehmen wollte.
Er öffnete mir aber die Türen, um als freier Fotograf für die größte
Zeitung im Südhessischen zu arbeiten. Kurz darauf hatte ich mein Abi in der
Tasche, bin ich jedes Wochenende zu Fußballspielen gefahren und habe unter
der Woche den ein oder anderen Lokaltermin übernommen. So habe ich mir
meine komplette damalige Fotoausrüstung verdient.
Ich habe dann ein paar Jahre Pause gemacht, bin vor drei Jahren wieder in
die Fotografie eingestiegen und seit einem Jahr bin ich wieder für
Agenturen unterwegs.
Mich fasziniert die Athletik, der Kampf und die Emotionen. Und natürlich
hautnah dabei zu sein. Darüber hinaus gilt für Sportfotografie das gleiche,
was auch grundsätzlich für die Fotografie gilt: Dinge sichtbar machen, die
sonst verborgen bleiben und andere Blickrichtungen aufzeigen.
Einen einzigartigen Reiz hat die Sportfotografie dann aber noch: den
besonderen Moment einzufangen, der auf einem Bild ein ganzes Spiel erklären
kann, ist in einem Strom von Sinneseindrücken nur der Bruchteil einer
Sekunde lang und dann unwiderruflich vorbei. Du hast keine zweite Chance.
Bei mir äußerst sich das so, dass ich eine Art Jagdfieber bekomme. Ich
versuche in das Spiel einzutauchen, eins zu werden mit dem Spiel,
teilzuhaben, obwohl ich nur passiv bin, und vorauszuahnen, was gleich
passieren wird. Um den richtigen Moment abzufangen musst Du den Auslöser
nämlich drücken, bevor es die entscheidende Situation überhaupt gibt. Ich
bin noch lange davon entfernt, dass mir dies bei jedem Spiel gelingt, aber
es ist mein Ziel.
• welche besonderen Anforderungen stellt diese Art der Fotografie an das zu
verwendende Equipment?
Es muss robust sein. Man selbst aber auch. Mein Equipment und ich wurden
schon von so manchem Ball getroffen. Oder wir fotografierten auch schon 105
Minuten (ein Fußballspiel plus Pause) im strömenden Regen. Mein komplettes
Equipment ist deswegen auch versichert.
Außerdem brauchst Du ein Laptop und eine UMTS Karte, um die Bilder direkt
vom Spielfeldrand in die Agentur zu schicken. Ich habe noch ein Laptopzelt,
um meinen Rechner gegen Regen, aber auch gegen Bierbecherweitwürfe nach
Toren zu sichern.
Wichtig ist auch ein Einbeinstativ und das wichtigste Utensil ist ein
mobiler Hocker – zumindest bei Fussball.
• Benötigt man eine besondere „Reputation“ um als Sportfotograf ins Stadion
zugelassen zu werden. Wie ist der Weg dahin? (das Procedere)
Für die größeren Sportereignisse brauchst Du einen Presseausweis, den Du
nur unter erheblichen Auflagen bekommst. Oder Du musst für eine Agentur
fotografieren, die Dich aber nur aufnimmt, wenn Du entsprechende Bilder
vorweisen kannst.
Es gibt aber genügend Sportveranstaltungen, die sich über gute Bilder
freuen. So war ich zum Beispiel mal beim Rugby, bei einem
Benefizfussballspiel
(http://www.action-gallery.de/fussball/viva-con-aqua-gegen-fc-st-pauli-altliga/
– http://www.vivaconagua.org/index.htm?post?744) oder beim Kickboxen
(http://www.action-gallery.de/kickboxen/get-in-the-ring-2009/). Einfach
freundlich fragen und versprechen, dass der Veranstalter Bilder bekommt –
und die dann auch liefern. Ein Rugbybild wird im 100 Jahr Buch vom FC
St.Pauli erscheinen und der Kickboxveranstalter wirbt nun mit meinem
Bildern für seine nächste Veranstaltung. Bringt alles kein Geld, ist aber
natürlich trotzdem eine schöne Sache – wie ich finde. Und Du hast dann was
vorzuweisen, wenn Du Dich irgendwo bewirbst.
• Wie steht es mit der Vermarktung des Materials?
In Hamburg funktioniert die Vermarktung mit den Zeitungen fast
ausschließlich über Agenturen. Aber ich vermarkte mich über meinen
Fotografieblog natürlich auch selbst. Darüber kommen zusätzliche Erlöse zum
Beispiel durch Buchveröffentlichungen oder auch durch Sportler die Bilder
von sich haben möchten. Außerdem fotografiere ich ja nicht nur Sport,
sondern alles rund um Menschen – also auch Hochzeiten, Babybäuche,
Businessportraits,…
– wieviele Bilder mußt Du verkaufen, damit sich der Aufwand lohnt?
Es ist finanziell attraktiver eine Hochzeit zu fotografieren als ein
Fußballspiel. Aber es ist einfach geiler ein Bild halbseitig in einer
Zeitung gedruckt zu sehen als in einem 13×18 Rahmen im Bücherbord zu
verstauben 😉
– Gibt’s „feste“ Sätze der Agenturen für das Bildmaterial oder kann es für
ein besonders gelungenes Foto auch mal mehr geben?
Es gelten eigentlich die Sätze der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing
(http://www.mittelstandsgemeinschaft-foto-marketing.de). Die auszugsweise
angegeben unter
http://www.mediafon.net/meldung_volltext.php3?id=43146fe782e92&akt=empfehlungen_empfehlungen
zu sehen sind. Das Honorar ist also auflagenabhängig. Die Angaben der Liste
sind aber – aus meiner Erfahrung – zu hoch. Zumal bei einem Bild, das über
die Agentur vermarktet wird, nur 40-50% beim Fotografen hängen bleiben.
Viele Onlinepublikationen zahlen gar nichts.
Die größte Schwierigkeit ist eh, dass der Blätterwald unter der Finanzkrise
leidet und bis zu 30% Umsatzrückgang durch zurückgegangene Werbeerträge zu
verkraften hat. Deswegen werden in den Blättern weniger Bilder abgedruckt.
Oder die von dpa, die sie sowieso bezahlen, damit sie an die
Tickermeldungen kommen.
– Bietest Du Dein Material exklusiv an oder bist Du sogar exklusiv für eine
Agentur im Stadion?
– Welche Mindestauflösung erwartet der Käufer
Dazu habe ich schon mal was geschrieben:
http://www.stefangroenveld.de/veroffentlichungen/hsv-mitgliederversammlung/
Die Dateien sollten so um die 3MB groß sein, alleine schon um Bandbreite zu
schonen. Die Bilder werden ja schon während des Spiels per ftp verschickt.
Das gilt natürlich nur für Zeitungen. Zeitschriften haben zum Teil ganz
andere Bestimmungen. Von meinem besten Freund (Reise- und
Hochzeitsfotograf) wollte eine Zeitschrift mal eine JPG Datei mit
mindestens 50MB. 😉
– Klemmst Du Dich hinterher auch schon mal ans Telefon um Bilder zu
verkaufen?
Es ist eher so, dass die Agentur mir vermittelt welche Bilder sie verkaufen
könnten und die habe ich dann abzuliefern. Die meisten anderen Verkäufe
laufen via eMail.
•  Wie ist das Verhältnis der Kollegen im Stadion untereinander? Wird auch
schon mal mit Ellenbogen ums beste Motiv gekämpft?
Das Verhältnis finde ich wirklich kollegial. Es ist ja auch so, dass bei
Treffen von Flickr-, Twitter- oder sonstige Fotocommunitys das Verständnis
untereinander sehr anständig ist. So ist es auch unter den
„Profi“-Fotografen. Man achtet auch selbst darauf dem anderen nicht ins
Bild zu laufen. Ich habe es auch schon erlebt, dass man sich gegenseitig
Lichtmodell steht, damit man seine Einstellungen überprüfen kann. Ich kenne
auch einen Kollegen von dpa der sich nicht für Fussball interessiert, aber
wenn er Dienst hat eben Fussball fotografieren muss. Der fragt dann immer
umstehende Kollegen wie denn der Typ heißt, den er eben fotografiert hat.
Natürlich versucht jeder das beste Bild zu machen, aber das geht in der
Regel ohne Ellenbogen. Außer vielleicht beim Jubelbild der frisch
gebackenen Fussballweltmeister…
• Mit wie vielen Kameras bist Du in der Regel vor Ort?
Mit zweien. Einmal zur Ausfallsicherheit und zum anderen kann ich eine
Kamera kurzbrennweitig bestücken und eine langbrennweitig. Beim Fussball
ist das zum Beispiel wichtig, wenn in der Mitte ein Tor fällt und die Jungs
dann zum Feiern an die Aussenlinie kommen.
• Welches ist Dein „Standard-Sportstadion-Objektiv“?
Bei Sportarten im Freien das 200mm f/2, das ich dann je nach dem mit einem
1.4er oder 1.7er Konverter bestücke. Selten nutze ich auch den 2er
Konverter, aber nur bei gutem Licht. Bei Hallensport ist es mein 80-200mm
f/2.8.
• Mit welchen Blenden/Verschlußzeiten arbeitest Du im Stadion? Was ist hier
am Sinnvollsten? Evtl sogar Programmautomatik?
Es kommt ein wenig darauf an welche Sportart und welche Spielklasse. Gerade
die Spielklasse kann schon mal zwei Drittelblendenstufen ausmachen. Guter
Daumenwert ist 1/1000s. Die Blende ist meistens die 4, weil ich bei
Zweikämpfen etwas Tiefenschärfe brauche, aber trotzdem die Personen gut
freistellen muss.
In der Regel fotografiere ich manuell. Eine Ausnahme ist zum Beispiel, wenn
sich die Lichtverhältnisse sehr stark ändern, was gerne bei Fussballevents
passiert und das Wetter nicht weiß ob es jetzt anfängt zu regnen oder doch
die Sonne rauskommt. Dann nutze ich die Auto-ISO Möglichkeit meiner Kamera.
Ansonsten bemühe ich mich der Kamera so viele Rechenoperationen wie möglich
abzunehmen. Die Anzahl der Bilder pro Sekunde geht ja schon in die Knie,
wenn ich statt ISO1250 die nächste Stufe 1600 nehme und die interne
Rauschunterdrückung auf die leichteste Stufe eingestellt habe. Und im
Zweifelsfall entscheidet das über ein gutes Bild.
Ich muss ja meine Bilder nicht nur schnell fotografieren, sondern auch
schnell zur Verfügung stellen können. Deswegen fotografiere ich Sport fast
ausschließlich im JPG Modus und bemühe mich, dass die Bilder schon aus der
Kamera in guter Qualität kommen. Für Nachbearbeitung ist nur in
Ausnahmefälle Zeit, denn die Bilder müssen fertig beschriftet an die
Agentur versendet werden; also: wer ist auf dem Bild zu sehen, bei welchem
Spiel, etcpp – die sogenannten IPTC Angaben.
• Dein Rat an Fotografen, die in diesem Bereich arbeiten wollen.
Ohne viel Enthusiasmus geht es nicht. Und Du solltest den Sport kennen, den
Du fotografierst oder Dich vor dem Spiel eingehend informieren. Wenn ich
mir eine bis dato noch unbekannte Sportart fotografisch erarbeite, schaue
ich mir vorher die Zeitungen an, die sich hauptsächlich mit dieser Sportart
beschäftigen.
Fussball ist für den Anfang sicherlich die leichteste Möglichkeit mit
Sportfotografie zu beginnen. Ein 80-200mm Zoom sollte ausreichend sein,
wenn Du hinterm Tor stehst und es Strafraumszenen gibt. Fortgeschrittene
probieren Handball oder Eishockey – schneller Sport und schlechte
Lichtbedingungen. Das 80-200mm Zoom reicht hier auch aus, um Torsituationen
einzufangen.
Und dann üben, üben, üben. Versuche beim Fussball Kopfbälle zu
fotografieren und beim Eishockey muss der Puck mit auf dem Bild sein.

Profil:
Alter: bald 42

Wie lange schon fotografisch unterwegs: seit 1982

Equipment:
– Kameras:
– Objektive:
– Blitz(e):

Sorry, erachte ich für unwichtig – machen alle nur Bilder. Wichtig ist, dass Du weißt wie man das Zeug richtig einsetzt. Nur bei Sport in Hallen oder bei Abendveranstaltungen ist eine gute High-ISO Fähigkeit notwendig (ab ISO 1250). Zum besseren Freistellen der Sportler in Aktion sind Blendenwerte bis 4 sinnvoll. Kleinere Blenden bringen dem Betrachter zu viele Informationen und nehmen dem Bild Dynamik.

Ist Begeisterung für Sport eine wichtige Voraussetzung?
Teils, teils: zum einen macht es mehr Spaß, wenn Dich interessiert was Du durch den Sucher siehst, zum anderen ist es schädlich beim Tor die Arme hochzureissen und mitzujubeln, denn Du sollst ja die anderen beim Jubeln fotografieren.

Wie bist Du zur Sportfotografie gekommen und was fasziniert Dich dabei?
Ich war schon immer ein medieninteressierter Mensch, schreibendes und fotografierendes Mitglied der Schülerzeitung und hatte mir 1984 einen Jugendpresseausweis geholt. Damit bin ich dann zum damaligen Fussballzweitligisten SV Darmstadt 98 gegangen (ich habe damals in Darmstadt gewohnt und wie es sich für einen ordentlichen Kerl gehört, war ich natürlich Anhänger des ortsansässigen Fussballvereins) und die haben mir tatsächlich eine Akkreditierung als Fotograf gegeben. Da stand ich drei Jahre und habe für mich Filme belichtet. Jedes Spiel einen. Damals habe ich übrigens auch schon Bruno Labbadia, den heutigen Trainer vom HSV, fotografiert.

Eines Tages war es soweit: ein spielentscheidendes 1:0 für Darmstadt fiel und beide Fotografen der örtlichen Presse waren gerade dabei ihre Filme zu wechseln. Ich bin nach Hause gefahren, habe in meiner eigenen Dunkelkammer den Film entwickelt und das Bild vergrößert. Damit bin ich in die Redaktion gefahren und habe mit dem Chefredakteur gesprochen. Der hat dieses Bild nicht genommen, weil er die Bilder von den festen Fotografen nehmen wollte. Er öffnete mir aber die Türen, um als freier Fotograf für die größte Zeitung im Südhessischen zu arbeiten. Kurz darauf hatte ich mein Abi in der Tasche, bin ich jedes Wochenende zu Fußballspielen gefahren und habe unter der Woche den ein oder anderen Lokaltermin übernommen. So habe ich mir meine komplette damalige Fotoausrüstung verdient.

Ich habe dann ein paar Jahre Pause gemacht, bin vor drei Jahren wieder in die Fotografie eingestiegen und seit einem Jahr bin ich wieder für Agenturen unterwegs. Mich fasziniert die Athletik, der Kampf und die Emotionen. Und natürlich hautnah dabei zu sein. Darüber hinaus gilt für Sportfotografie das gleiche, was auch grundsätzlich für die Fotografie gilt: Dinge sichtbar machen, die sonst verborgen bleiben und andere Blickrichtungen aufzeigen.

Einen einzigartigen Reiz hat die Sportfotografie dann aber noch: den besonderen Moment einzufangen, der auf einem Bild ein ganzes Spiel erklären kann, ist in einem Strom von Sinneseindrücken nur der Bruchteil einer Sekunde lang und dann unwiderruflich vorbei. Du hast keine zweite Chance. Bei mir äußerst sich das so, dass ich eine Art Jagdfieber bekomme. Ich versuche in das Spiel einzutauchen, eins zu werden mit dem Spiel, teilzuhaben, obwohl ich nur passiv bin, und vorauszuahnen, was gleich passieren wird. Um den richtigen Moment abzufangen musst Du den Auslöser nämlich drücken, bevor es die entscheidende Situation überhaupt gibt. Ich bin noch lange davon entfernt, dass mir dies bei jedem Spiel gelingt, aber es ist mein Ziel.

Welche besonderen Anforderungen stellt diese Art der Fotografie an das zu verwendende Equipment?
Es muss robust sein. Man selbst aber auch. Mein Equipment und ich wurden schon von so manchem Ball getroffen. Oder wir fotografierten auch schon 105 Minuten (ein Fußballspiel plus Pause) im strömenden Regen. Mein komplettes Equipment ist deswegen auch versichert.

Außerdem brauchst Du ein Laptop und eine UMTS Karte, um die Bilder direkt vom Spielfeldrand in die Agentur zu schicken. Ich habe noch ein Laptopzelt, um meinen Rechner gegen Regen, aber auch gegen Bierbecherweitwürfe nach Toren zu sichern. Wichtig ist auch ein Einbeinstativ und das wichtigste Utensil ist ein mobiler Hocker – zumindest bei Fussball.

Benötigt man eine besondere „Reputation“ um als Sportfotograf ins Stadion zugelassen zu werden?
Für die größeren Sportereignisse brauchst Du einen Presseausweis, den Du nur unter erheblichen Auflagen bekommst. Oder Du musst für eine Agentur fotografieren, die Dich aber nur aufnimmt, wenn Du entsprechende Bilder vorweisen kannst.

Es gibt aber genügend Sportveranstaltungen, die sich über gute Bilder freuen. So war ich zum Beispiel mal beim Rugby, bei einem Benefizfussballspiel (http://www.action-gallery.de/fussball/viva-con-aqua-gegen-fc-st-pauli-altliga/ – http://www.vivaconagua.org/index.htm?post?744) oder beim Kickboxen (http://www.action-gallery.de/kickboxen/get-in-the-ring-2009/). Einfach freundlich fragen und versprechen, dass der Veranstalter Bilder bekommt – und die dann auch liefern. Ein Rugbybild wird im 100 Jahr Buch vom FC St.Pauli erscheinen und der Kickboxveranstalter wirbt nun mit meinem Bildern für seine nächste Veranstaltung. Bringt alles kein Geld, ist aber natürlich trotzdem eine schöne Sache – wie ich finde. Und Du hast dann was vorzuweisen, wenn Du Dich irgendwo bewirbst.

Wie steht es mit der Vermarktung des Materials?
In Hamburg funktioniert die Vermarktung mit den Zeitungen fast ausschließlich über Agenturen. Aber ich vermarkte mich über meinen Fotografieblog natürlich auch selbst. Darüber kommen zusätzliche Erlöse zum Beispiel durch Buchveröffentlichungen oder auch durch Sportler die Bilder von sich haben möchten. Außerdem fotografiere ich ja nicht nur Sport, sondern alles rund um Menschen – also auch Hochzeiten, Babybäuche, Businessportraits,…

Wieviele Bilder mußt Du verkaufen, damit sich der Aufwand lohnt?
Es ist finanziell attraktiver eine Hochzeit zu fotografieren als ein Fußballspiel. Aber es ist einfach geiler ein Bild halbseitig in einer Zeitung gedruckt zu sehen als in einem 13×18 Rahmen im Bücherbord zu verstauben 😉

Gibt’s eigentlich „feste“ Sätze der Agenturen für das Bildmaterial oder kann es für ein besonders gelungenes Foto auch mal mehr geben?
Es gelten eigentlich die Sätze der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing (http://www.mittelstandsgemeinschaft-foto-marketing.de). Die auszugsweise angegeben unter http://www.mediafon.net/meldung_volltext.php3?id=43146fe782e92&akt=empfehlungen_empfehlungen zu sehen sind. Das Honorar ist also auflagenabhängig. Die Angaben der Liste sind aber – aus meiner Erfahrung – zu hoch. Zumal bei einem Bild, das über die Agentur vermarktet wird, nur 40-50% beim Fotografen hängen bleiben.

Viele Onlinepublikationen zahlen gar nichts. Die größte Schwierigkeit ist eh, dass der Blätterwald unter der Finanzkrise leidet und bis zu 30% Umsatzrückgang durch zurückgegangene Werbeerträge zu verkraften hat. Deswegen werden in den Blättern weniger Bilder abgedruckt. Oder die von dpa, die sie sowieso bezahlen, damit sie an die Tickermeldungen kommen.

Welche Mindestauflösung erwartet der Käufer?
Dazu habe ich schon mal was geschrieben: http://www.stefangroenveld.de/veroffentlichungen/hsv-mitgliederversammlung/ Die Dateien sollten so um die 3MB groß sein, alleine schon um Bandbreite zu schonen. Die Bilder werden ja schon während des Spiels per ftp verschickt.Das gilt natürlich nur für Zeitungen. Zeitschriften haben zum Teil ganz andere Bestimmungen. Von meinem besten Freund (Reise- und Hochzeitsfotograf) wollte eine Zeitschrift mal eine JPG Datei mit mindestens 50MB. 😉

Klemmst Du Dich hinterher auch schon mal ans Telefon um Bilder zu verkaufen?
Es ist eher so, dass die Agentur mir vermittelt welche Bilder sie verkaufen könnten und die habe ich dann abzuliefern. Die meisten anderen Verkäufe laufen via eMail.

Wie ist das Verhältnis der Kollegen im Stadion untereinander? Wird auch schon mal mit Ellenbogen ums beste Motiv gekämpft?
Das Verhältnis finde ich wirklich kollegial. Es ist ja auch so, dass bei Treffen von Flickr-, Twitter- oder sonstige Fotocommunitys das Verständnis untereinander sehr anständig ist. So ist es auch unter den „Profi“-Fotografen. Man achtet auch selbst darauf dem anderen nicht ins Bild zu laufen. Ich habe es auch schon erlebt, dass man sich gegenseitig Lichtmodell steht, damit man seine Einstellungen überprüfen kann. Ich kenne auch einen Kollegen von dpa der sich nicht für Fussball interessiert, aber wenn er Dienst hat eben Fussball fotografieren muss. Der fragt dann immer umstehende Kollegen wie denn der Typ heißt, den er eben fotografiert hat. Natürlich versucht jeder das beste Bild zu machen, aber das geht in der Regel ohne Ellenbogen. Außer vielleicht beim Jubelbild der frisch gebackenen Fussballweltmeister…

Mit wie vielen Kameras bist Du in der Regel vor Ort?
Mit zweien. Einmal zur Ausfallsicherheit und zum anderen kann ich eine Kamera kurzbrennweitig bestücken und eine langbrennweitig. Beim Fussball ist das zum Beispiel wichtig, wenn in der Mitte ein Tor fällt und die Jungs dann zum Feiern an die Aussenlinie kommen.

Welches ist Dein „Standard-Sportstadion-Objektiv“?
Bei Sportarten im Freien das 200mm f/2, das ich dann je nach dem mit einem 1.4er oder 1.7er Konverter bestücke. Selten nutze ich auch den 2er Konverter, aber nur bei gutem Licht. Bei Hallensport ist es mein 80-200mm f/2.8.

Mit welchen Blenden/Verschlußzeiten arbeitest Du im Stadion? Was ist hier am Sinnvollsten? Evtl sogar Programmautomatik?
Es kommt ein wenig darauf an welche Sportart und welche Spielklasse. Gerade die Spielklasse kann schon mal zwei Drittelblendenstufen ausmachen. Guter Daumenwert ist 1/1000s. Die Blende ist meistens die 4, weil ich bei Zweikämpfen etwas Tiefenschärfe brauche, aber trotzdem die Personen gut freistellen muss.

In der Regel fotografiere ich manuell. Eine Ausnahme ist zum Beispiel, wenn sich die Lichtverhältnisse sehr stark ändern, was gerne bei Fussballevents passiert und das Wetter nicht weiß ob es jetzt anfängt zu regnen oder doch die Sonne rauskommt. Dann nutze ich die Auto-ISO Möglichkeit meiner Kamera.

Ansonsten bemühe ich mich der Kamera so viele Rechenoperationen wie möglich abzunehmen. Die Anzahl der Bilder pro Sekunde geht ja schon in die Knie, wenn ich statt ISO1250 die nächste Stufe 1600 nehme und die interne Rauschunterdrückung auf die leichteste Stufe eingestellt habe. Und im Zweifelsfall entscheidet das über ein gutes Bild.  Ich muss ja meine Bilder nicht nur schnell fotografieren, sondern auch schnell zur Verfügung stellen können. Deswegen fotografiere ich Sport fast ausschließlich im JPG Modus und bemühe mich, dass die Bilder schon aus der Kamera in guter Qualität kommen. Für Nachbearbeitung ist nur in Ausnahmefälle Zeit, denn die Bilder müssen fertig beschriftet an die Agentur versendet werden; also: wer ist auf dem Bild zu sehen, bei welchem Spiel, etcpp – die sogenannten IPTC Angaben.

Hast Du einen Rat an Fotografen, die in diesem Bereich arbeiten wollen?
Ohne viel Enthusiasmus geht es nicht. Und Du solltest den Sport kennen, den Du fotografierst oder Dich vor dem Spiel eingehend informieren. Wenn ich mir eine bis dato noch unbekannte Sportart fotografisch erarbeite, schaue ich mir vorher die Zeitungen an, die sich hauptsächlich mit dieser Sportart beschäftigen.

Fussball ist für den Anfang sicherlich die leichteste Möglichkeit mit Sportfotografie zu beginnen. Ein 80-200mm Zoom sollte ausreichend sein, wenn Du hinterm Tor stehst und es Strafraumszenen gibt. Fortgeschrittene probieren Handball oder Eishockey – schneller Sport und schlechte Lichtbedingungen. Das 80-200mm Zoom reicht hier auch aus, um Torsituationen einzufangen.

Und dann üben, üben, üben. Versuche beim Fussball Kopfbälle zu fotografieren und beim Eishockey muss der Puck mit auf dem Bild sein.

…wieder was gelernt… danke!

und nun überzeugt euch selbst von den meisterlichen Aufnahmen von Stefan Groenveld:

Seine Website ist übrigens ebenso sehenswert wie die Fotos seines Flickr Accounts! Und ich freu mich auf den nächsten Photowalk…

Hier die links:

website: www.stefangroenveld.com
flickr: rim light
Twitter: rim_light

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2 Responses

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