25
Apr
2013
10

die kleine für unterwegs – mit der Nikon Coolpix A in Lissabon

DSC_0152

Ich will ehrlich sein: ich konnte Kompaktknipsen noch nie so richtig etwas abgewinnen – die Körperhaltung, in die mich diese Sucherlosen Dinger beim Fotografieren zwingen, mag ich irgendwie nicht. Ich bin nicht der Typ für so was – dachte ich. Und dann lag sie doch vor mir: Schwarz, klein und unscheinbar – durchaus edel verarbeitet – nicht zu leicht und nicht zu schwer – Die Coolpix A (amazon Affiliate-link). Hm, was soll ich jetzt damit? Nikon hatte mich zu einer 4-tägigen-Pressereise nach Lissabon eingeladen und mir dieses kleine Ding vorab zukommen lassen. „I am Street Photography“ kündigt sie sich selber an – die Coolpix A und ich war nun zugegebenermaßen gespannt darauf, mit dem Ding durch Lissabon zu tigern.

Das Einschalten der Coolpix geht durchaus flott vor sich (ich erinnere mich, daß die Dinger früher eine gefühlte Ewigkeit brauchten, um das Objektiv auszufahren). Auch liegt sie echt gut in der Hand und ist klein genug für die Innentasche meines Sakkos. Ok, Punktgewinn. Das Menü ist mir als Nikon-User vertraut. Hier ist alles an seinem Platz und ich finde mich schnell zurecht. Hatte ich allerdings auch nicht anders erwartet. „Nun denn…“ sagt der Kaiser, „schau mer mal, dann sehn wir schon“. Bin gespannt, wie sich die Knipse in der Praxis schlägt. 

Mein erster Ausflug mit der Coolpix A findet noch 2 Tage vor meiner Reise nach Lissabon statt. Ich war mit meinem Kumpel Christian oben an der Schlei unterwegs. Er führte seine Fuji X100s (amazon Affiliate-link) aus und ich hatte die Coolpix A in der Tasche. Beide Kameras fischen im gleichen Preissegment, direkt vergleichen kann man sie jedoch nicht. Die Fuji X100s ist eine Sucher-Kamera und liegt für mich designtechnisch vorn. Bei der Coolpix A liegt der Fokus hingegen auf einem kompakten Maß – sie ist unauffälliger und bettelt nicht um Aufmerksamkeit. Wir spazierten durch die Gegend, fotografierten und schielten nach jedem Foto jeweils auf das Display des anderen. Und obwohl die Fuji X100s bei mir in den letzten Wochen eine Menge Vorschusslorbeeren sammeln konnte, lag hier die Coolpix A bei der ersten Bewertung des Ergebnisses auf dem Display klar vorn. Sogar Fuji-Fan Christian schob seine Unterlippe mehrfach neidvoll nach vorn. Die Bilder der Coolpix A haben deutlich mehr „Charakter“ und es macht mir richtig Spaß, im s/w Modus zu fotografieren. Dagegen wirken die Ergebnisse der Fuji x100s direkt flau und nichtssagend. Klar – am Ende kann man jedem Foto in der Nachbearbeitung den gewünschten“Charakter“ geben, doch mag ich die Idee, direkt „Out of Cam“ zu fotografieren. Die fest verbaute 18,5 mm/2,8 (24mm Bildwinkel im Kleinbild) Festbrennweite der Coolpix A ist eine Spur „dramatischer“ als die klassischen 35 mm/2,0 der Fuji X100s und auch damit hat meine kleine Schwarze – zumindest hier an der Schlei, wo wir Landschaft fotografieren – für mich die Nase vorn. 

Schnitt. Ich lande in Lissabon. Die Coolpix A fühlt sich seit 2 Tagen in meiner Nähe pudelwohl und ist zum ständigen Innentaschen-Ausbeuler geworden. Nikon versorgt uns hier in den kommenden 2 Tagen mit einer Reihe von Aktivitäten, die uns die Möglichkeit geben, die Coolpix A und die D7100 (Bericht folgt) voll auszureizen. Ich ertappe mich dabei, wie ich alles und jeden mit dem kleinen Zauberkasten fotografiere und mich diebisch über die Ergebnisse freue. Auch die erste Bewertung der Bilder in Lightroom hatte mich überzeugt, das Ding ernst zu nehmen. Der 16 Megapixel CMOS Sensor im DX Format (23,6 x 15,6 mm) ist ein echtes Kraftpaket und wurde bereits in der Nikon D7000 verbaut. Hier in der Coolpix A wurde der Tiefpassfilter weggelassen, was zu wirklich brachial-scharfen Ergebnissen führt. Der Dynamik-Umfang des Sensors ist ebenfalls in einem Bereich, in dem man in der RAW-Datei noch einiges an Reserven findet. Auch in „Low-Light“ Situationen reicht die ISO-Power der Coolpix A voll aus. Bis 6400 ISO kann man sie getrost einsetzen und notfalls auf 25.600 ISO quälen. Geduld fordert allerdings der Fokus vom Fotografen. Hier muss die Coolpix A in meiner Bewertung ein paar Federn lassen. „Schnell auf den Punkt“ ist was anderes. Der Fokus trifft ein ums andere Mal daneben und reagiert nur durchschnittlich schnell – eben s0, wie ich es von anderen Kompakten gewohnt war. Man hat zwar die Möglichkeit, manuell direkt am Objektiv zu fokussieren, doch im Handling ist das mit meinen großen Händen nicht wirklich zu gebrauchen. Der Fokusweg scheint unendlich und die Kamera ist zu klein, um den manuellen Fokus komfortabel einzusetzen. Hm.

Die Tage in Lissabon vergingen wie im Flug und bald schon muss ich meinen kleinen Begleiter wieder zurück geben. Stellt sich die Frage: Wäre das Ding was für mich? Für die Antwort muss ich Luft holen: Ja, eigentlich schon. Nun ist „eigentlich“ eigentlich ein Scheisswort aber Nikon hat sich mit der Coolpix A doch noch die Chance auf Entwicklung gelassen 🙂  Da wäre zunächst der Preis, der mit 1.100,-€ durchaus „sportlich“ ist. Für das Geld bekomme ich eben schon eine ernstzunehmende Spiegelreflexkamera oder den Platzhirsch aller Street-Fotografen, die Fuji X100. Sicher wird sich der Straßenpreis der Coolpix A irgendwann regulieren, doch für den Moment scheint mir die preisliche Positionierung ein Griff zu den Sternen. Zweiter Mini-Minuspunkt: der Fokus. Ja, ich gebe zu, ich bin irgendwie zu ungeduldig für das Ding – möglicherweise lernt man damit umzugehen oder ist einfach geduldiger – die Frage ist, ob ich die Fokusgeschwindigkeit auf Dauer akzeptieren würde. Und hier schließt sich der Kreis: Für einen kleineren Einstiegspreis würde ich ihn akzeptieren. Er ist ja nicht wahnsinnig langsam, aber eben auch nicht wahnsinnig schnell. Auch wünschte ich mir ein schwenkbares Display – was sicherlich zu Lasten der kompakten Bauweise gehen würde, aber die Displays werden ja auch immer schmaler. Vielleicht ist das in der nächsten Generation ja schon eine Option. Am Ende des Tages entscheiden Optik und Sensor über die Qualität der Fotos. Und da ist Nikon bei der Coolpix A keine Kompromisse eingegangen. Die verbaute Optik ist unfassbar gut und der kraftvolle CMOS Sensor in dieser Kompakt-Klasse ein stichhaltiges Argument für den Kauf. Es macht Spaß mit der Coolpix A zu fotografieren. Sie ist klein genug, um in Jackentaschen zu verschwinden und ambitioniert genug, um damit wirklich ernst zunehmende Aufnahmen zu schießen. Ich stelle Euch mal zwei Fotos im RAW Format zur Verfügung (unter Creative Commons*) , damit Ihr Euch ein eigenes Bild von der Qualität des Sensors und der Optik machen könnt: http://sehpara.de/coolpix/coolpixa.zip

*= cc

Hier alle Spezifikationen auf einen Blick (Siehe auch Herstellerlink)

coolpixa

Produktname

COOLPIX A

Typ

Digitale Kompaktkamera

Effektive Auflösung

16,2 Mio. Pixel

Bildsensor

Nikon-CMOS-Sensor im DX-Format (23,6 x 15,6 mm), Gesamtpixelzahl: ca. 16,93 Mio.

Objektiv

NIKKOR-Objektiv

Brennweite

18,5 mm (Bildwinkel entspricht 28 mm bei Kleinbildformat)

Lichtstärke

1:2,8

Optischer Aufbau

7 Linsen in 5 Gruppen

Autofokus (AF)

AF mit Kontrasterkennung

Fokusbereich

ca. 50 cm bis unendlich, ca. 10 cm bis unendlich im Makromodus; jeweils gemessen ab Mitte der Frontlinsenoberfläche

Fokusmessfeldauswahl

Porträt-AF, normales Messfeld, großes Messfeld, Motivverfolgung

Monitor

7,5 cm (3 Zoll) großer TFT-LCD-Monitor mit ca. 921.000 Bildpunkten, großem Betrachtungswinkel, Antireflexbeschichtung und 9-stufiger Helligkeitsregelung

Bildfeldabdeckung (Aufnahme)

ca. 100 % horizontal und vertikal (im Vergleich zur tatsächlichen Aufnahme)

Bildfeldabdeckung (Wiedergabe)

ca. 100 % horizontal und vertikal (im Vergleich zur tatsächlichen Aufnahme)

Speichermedien

SD-/SDHC-/SDXC-Speicherkarten

Dateisystem

Konform zu DCF, Exif 2.3, DPOF und PictBridge

Dateiformate

Fotos: JPEG, NEF (RAW), Filme: MOV (Video: H.264/MPEG-4 AVC, Audio: lineare Stereo-Puls-Code-Modulation)

Bildgröße (in Pixel)

L (4.928 x 3.264), M (3.696 x 2.448), S (2.464 x 1.632)

Aufnahmemodi

Automatik, Motivprogramme (Porträt, Landschaft, Kinder, Sport, Nahaufnahme, Nachtporträt, Nachtaufnahme, Innenaufnahme, Strand/Schnee, Sonnenuntergang, Dämmerung, Tierporträt, Kerzenlicht, Blüten, Herbstfarben, Food, Silhouette, High Key, Low Key), P, S, A, M, benutzerdefnierte Programme (U1, U2)

Serienaufnahmen

Bis zu ca. 4 Bilder/s

Film

1.080 (»Fine«)/30p: 1.920 x 1.080/ca. 30 fps, 1.080/30p: 1.920 x 1.080/ca. 30 fps, 1.080 (»Fine«)/25p: 1.920 x 1.080/ca. 25 fps, 1.080/25p: 1.920 x 1.080/ca. 25 fps, 1.080 (»Fine«)/24p: 1.920 x 1.080/ca. 24 fps, 1.080/24p: 1.920 x 1.080/ca. 24 fps, 720 (»Fine«)/30p: 1.280 x 720/ca. 30 fps, 720/30p: 1.280 x 720/ca. 30 fps, 720 (»Fine«)/25p: 1.280 x 720/ca. 25 fps, 720/25p: 1.280 x 720/ca. 25 fps, 720 (»Fine«)/24p: 1.280 x 720/ca. 24 fps, 720/24p: 1.280 x 720/ca. 24 fps

ISO-Empfindlichkeit (Standard-Ausgabeempfindlichkeit)

ISO 100 bis 6.400; erweiterbar bis Hi 2 (entspricht ISO 25.600)

Belichtungsmessung

Matrix-, mittenbetonte oder Spotmessung

Belichtungssteuerung

Belichtungsteuerung; Belichtungsreihen und Belichtungskorrektur (±5 LW [Fotos] oder ±2 LW [Filme], Schrittweite 1/3 LW)

Verschluss

Mechanischer und elektronischer Verschluss

Belichtungszeit

1/2.000 bis 30 s, bei manueller Belichtungssteuerung »M« auch Langzeitbelichtung B (Langzeitbelichtung T mit optionalem IR-Fernauslöser ML-L3)

Blende

Elektronisch gesteuerte Irisblende mit 7 Lamellen

Blendenumfang

19 Stufen, Schrittweite 1/3 LW

Selbstauslöser

ca. 20, 10, 5 oder 2 s Vorlauf

Integriertes Blitzgerät – Reichweite

ca. 0,5 bis 11,5 m (bei Aufnahmemodus Automatik und ISO-Automatik)

Blitzbelichtungssteuerung

TTL-Blitzautomatik mit Messblitzen, Möglichkeit zur manuellen Blitzbelichtungssteuerung; Leitzahl ca. 6 (m bei ISO 100 und 23 °C)

Blitzbelichtungskorrektur

-3 bis +1 LW, Schrittweite 1/3 LW

Zubehörschuh

Standard-Normschuh (ISO 518) mit Synchronisations- und Datenkontakten und Sicherungspassloch

Schnittstellen

Highspeed-USB

Datenübertragungsprotokoll

PTP

HDMI-Ausgang

Einstellbar auf Automatik, 480p, 576p, 720p oder 1080i

Anschlüsse

Digitaler Anschluss (USB), HDMI-Mini-Anschluss (Typ C), Zubehöranschluss

Menüsprachen

Arabisch, Chinesisch (vereinfacht und traditionell), Dänisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Indonesisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch, Thai, Tschechisch, Türkisch

Stromversorgung

1 Lithium-Ionen-Akku EN-EL20 (im Lieferumfang enthalten), Netzadapter EH-5b (mit Akkufacheinsatz EP-5C) (beides optional)

Akkukapazität¹ – Fotos

ca. 230 Aufnahmen mit Akku EN-EL20

Filmaufnahmen (tatsächliche Akkukapazität für Filmaufnahmen)²

ca. 1 h 10 min mit Akku EN-EL20

Stativgewinde

1/4 Zoll (ISO 1222)

Abmessungen (H x B x T)

ca. 64,3 x 111,0 x 40,3 mm (ohne vorstehende Teile)

Gewicht

ca. 299 g (mit Akku und Speicherkarte)

Betriebsbedingungen – Temperatur

0 °C bis 40 °C

Luftfeuchtigkeit

bis 85 % (nicht kondensierend)

Mitgeliefertes Zubehör

Trageriemen, Lithium-Ionen-Akku EN-EL20 (mit Akku-Schutzkappe), Akkuladegerät MH-27, Abdeckung für Zubehörschuh BS-1, USB-Kabel UC-E16, CD-ROM mit ViewNX 2, CD-ROM mit Referenzhandbuch

Optionales Zubehör

Akkufacheinsatz EP-5C, Netzadapter EH-5b, optischer Sucher DF-CP1, Infrarot-Fernbedienung ML-L3, Kabelfernauslöser MC-DC2, GPS-Empfänger GP-1, Funkadapter für mobile Geräte WU-1a, Capture NX 2

 

Und hier noch ein paar Eindrücke, die ich mit der Coolpix A in Lissabon geschossen habe:

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Hey Steffen, warum hast du denn die Nikon D610 mit nach Afrika genommen, obwohl du dir gerade die Nikon df gekauft hattest?