28
Jan
2010
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iPad – der große Wurf? Ja!

Gestern abend war es denn soweit. Steve Jobs präsentierte das iSlate welches nun iPad heißt. Nachdem die eine Hälfte der gespannt wartenden Nerds auf der ganzen Welt nach den ersten Bildern nach Luft jabbsten, ließ sich eine andere Fraktion dazu hinreißen, lange Gesichter zu machen. Ich wage mal ganz vorsichtig zu behaupten, daß die Fraktion der langen Gesichter keine iPhone Nutzer sind. Denn begreifen, was da gestern präsentiert wurde, werden weitestgehend wohl nur Freunde der flachen Apple-Flunder.

Zuerst müssen sich alle Unwissenden mal von dem Gedanken lösen, daß das iPad kein (!) Computer im herkömmlichen Sinne ist. Wer erwartet hatte, das Apple einen vollwertigen Computer mit TouchScreen vorstellt, sollte auch einen Gedanken daran verschwenden, was passiert wäre, wenn sie es getan hätten. Sie hätten sich zum Einen den relativ gut laufenden Markt der tragbaren Rechner zerschossen – und das mit einem Gerät welches mit seiner völlig neuartigen Bedienung auf keinerlei Erfahrung in diesem Bereich zurück greifen kann. Man würde nach dem Newton Desaster sprichwörtlich zweimal mit dem Kopf gegen die gleiche Wand rennen.

Zum Anderen baut man sich mit dem iPad nun mehrere, sehr lukrative Märkte auf und aus. Da hätten wir den App-Store – die Goldgrube für Entwickler. Ich hatte in meinem Beitrag zu diesem Thema ja bereits ausgeführt was ich vom App-Store halte. Das iPad wird durch seine Größe auch hier wieder für Goldgräber-Stimmung sorgen. Mir fallen unzählige Anwendungen ein, die auf dem Mäusekino iPhone keinen Sinn machen, auf dem iPad jedoch eine Erleuchtung sind. Auch im Game Bereich wird sich durch das iPad noch Einiges tun – da bin ich mir sicher. Und Apple verdient mit jedem verkauften App Geld – ohne dafür irgendwas tun zu müssen –  paradiesische Zustände!

Revolutionärer als das iPad ist jedoch ein neuer Store, den Apple gestern ebenfalls vorgestellt hat: iBooks. Ich wage mal zu behaupten, daß dies den Buchmarkt ebenso revolutionieren wird wie der iPod den Musikmarkt revolutioniert hat! Warum soll Apple mit dem eigenen Buch-Store mehr Erfolg haben als der Riese Amazon mit dem Kindle? Apple verfügt ebenso wie Amazon über ausreichend Erfahrungen, Millionen von zufriedenen Kunden und ebenso vielen Kreditkarten-Daten. Zwei Unterschiede gibt es dennoch: das iPad ist tausend mal sexyer als das Kindle und kann tausend mal mehr! Viel entscheidender ist jedoch, daß ich hier die Möglichkeit sehe, daß jeder zum Autor werden kann. Schreib ein Buch und verkauf es im iBooks Store – Goldgräber die Zweite! Dein Buch muß nicht gedruckt werden und es brauch keinen Verlag der mitverdient – Deine Anschub-Kosten halten sich also im Rahmen. Ich wette, das sich diese Möglichkeit unzählige Blogger und Verlage zu Nutze machen werden und ihre Zeitschriften, Magazine und evtl. sogar Blogs über den iBooks Store verkaufen.
Szenario: Du sitzt im Zug hast wieder nix zu lesen und blätterst im iBooks-Store nach Lesbarem. Die Genius-Funktion wird Dir zu den Dich interessierenden Themen unzählige Vorschläge machen und dich mit Lesefutter bis zum Sankt Nimmerleins Tag versorgen…

Und allen, die mir erzählen wollen, das ein Buch ein Buch ist und man lieber was „haptisches“ zum Anfassen in der Hand hält möchte ich sagen: Ich hab mir meine letzte CD vor 5 Jahren gekauft und empfinde das permanente Wechseln der Rundlinge auch als überflüssige Zeitverschwendung. Ich kaufe Musik im iTunes MusicStore und höre die Musik mit iTunes – ob zu Hause oder Unterwegs. Die nachfolgende Generation wird dieses digitale Handling als völlig selbstverständlich hinnehmen und keine weiteren Gedanken daran verschwenden. Dem Buch wird es in einigen Jahren ähnlich ergehen – da bin ich mir sicher. Laß es 10, vielleicht 20 Jahre dauern – aber eines ist sicher: Der iBook-Store wird von Microsoft ebenso kopiert werden wie Geräte mit denen man Bücher digital erwerben und lesen kann. Und wieder wird sich der andere Steve (Ballmer) wundern, warum er nur halb so erfolgreich sein wird.

Apple hat gestern gezeigt, daß sie der Fluß und nicht das Floß sind. Einigen wird dies erst in den kommenden Jahren klar werden. Dann wird Apple genug Erfahrungen mit dem iPad gesammelt haben, um mit diesem Bedienkonzept in den Markt der mobilen Rechner einzusteigen.

Einen interessanten Artikel zu diesem Thema habe ich auf netzwertig.com entdeckt, der zeigt, warum Apple in einer ganz anderen Liga spielt und wo das Geheimnis um den Erfolg der Cupertiner liegt.

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14 Responses

  1. Kleiner Heiner

    hhmmmm
    ich kann diesen ganzen iHype nicht verstehen. besitze keines dieser iGeräte und lebe auch noch 😉

    grüssle

    1. Das war gestern auch mein erster Gedanke – Sinn machen würde es! Aber wenn die Telekom hier in Deutschland wieder mitreden darf, wird es nichts oder sauteuer…

  2. Ich bin auch momentan noch etwas am zweifeln, wo man das Ganze einsortieren soll.
    Klar ist für mich, dass Apple ein Produkt auf den Markt bringt, welches es in der Form noch nicht gab. Auch ist klar, dass mit iBooks ein großer Schritt gemacht wird, den ich schon eher erwartet hätte.

    Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was ich damit anfangen kann: Mail, iWork, lesen, spielen (ich kürze hier mal ab).
    Aber wie sieht es aus mit Fotos/Videos bearbeiten? Kann ich kreativ etwas damit schaffen?
    Dann habe ich deine Argumentation im Blogartikel gelesen und find es absolut überzeugend, dass das iPad eben kein typisches „Netbook“ ist, also kein Macbook mit kleinerem Display, sondern eben ein Gerät, dass die Möglichkeiten, die das iPhone bereits bietet, ob des größeren Screens erweitert.

    Ich bin gespannt. Für mich ist es absolut uninteressant bisher, aber es ist zumindest eine Aussicht, in welche Richtung sich mobile Geräte entwickeln könnten.

    1. Hm, wofür nutzt die Mehrheit der User (und ich meine MEHRHEIT!) das Laptop? Surfen, mailen, Bilder angucken und im Zug ne Präsentation vorbereiten. Mit den verfügbaren Apps wird das Gerät in seinen Funktionen ja auch noch mal vertausendfacht. Jeder stellt sich das dann so zusammen, wie er es braucht.
      Ich kenne unzählige Laptop User, die noch NIE ein Bild bearbeitet haben und dies auch nicht müssen. Wenn ich sehe, wofür ich mein MacBookPro letztlich einsetze, ist das die totale Resourceverschwendung… Ich nehme es auf Reisen mittlerweile nicht mal mehr mit, weil mir das iPhone für die paar Aufgaben völlig ausreicht.

  3. Na, ich weiss nicht. Ich habe sowohl Macbook als auch iPhone. Aber ich sehe, im Moment zumindest, keinen Bedarf für mich.

    Das es eine Goldgrube für Apple ist, stimmt sicher. Nur habe ich da als Kunde was von? Nein. Also kein Kaufargument.

    Und auch um eBooks zu lesen, bräuchte es nicht zwangsläufig ein iPad. Das könnten andere, deutlich günstigere Geräte auch.

    Bei (Fach-) Büchern lese ich z.B. nicht unbedingt von vorn nach hinten sondern springe zwischen vielen Seiten hin und her. Das geht mit Post it / Eselsohren bestimmt schneller als mit irgendeinem elektronischen Gerät.

    Nur für Tageszeitungen / Wochenmagazine könnte ich mir das sinnvoll vorstellen.

    Ist sicher ein schickes Gerät um mal auf dem Sofa noch ein wenig zu surfen. Aber dafür 500+ EUR ausgeben?

  4. Ich denke auch das es sich, wie jedes Apple-Produkt, wie geschnitten Brot verkaufen wird.

    Für mich persönlich ist es nichts, ich bin so oldschool das ich gerne in Büchern blättere.

    Allerdings hoffe ich, dass Du nicht Recht behalten wirst und in 10-20 Jahren gedruckte Bücher vom Markt verschwunden sind, das würde ja bedeuten das Lesen nur noch einer Bevölkerungsschicht mit einem gewissen finanziellen Background zur Verfügung stünde, wer arm ist kann/darf nicht lesesn? So eine Entwicklung würde ich bedenklich finden!

    Just my 2 Cents…

    1. „…wer arm ist kann/darf nicht lesen…“ Soweit wird es nicht kommen. Bücher wird es immer geben – so wie CD´s auch… Das Handling wird sich jedoch verschieben…

  5. > Ich wage mal ganz vorsichtig zu behaupten, daß die
    > Fraktion der langen Gesichter keine iPhone Nutzer
    > sind.

    Da täuschst du dich aber doch ein wenig. Sowohl ich, als auch zwei Handvoll andere in meinem Dunstkreis, gehören zu dieser seltenen Spezies. 🙂 Habe auch schon diverse Kritik von Sympatisanten dieses „Backblechs“ geerntet.

  6. Wahre Worte. Ich denke es wird die Verlage ein Stück weit retten. Ich würde mir Magazine Tageszeitungen ebenso kaufen wie Bücher.
    das in iBooks jeder verkaufen kann wusste ich noch nicht, macht aber ja irgendwie Sinn, weil es im App-Store ja genauso ist.
    Lustigerweise sitze ich gerade wirklich mit ein paar Freunden daran ein Buch zu konzeptionieren. Leider dauert es ja noch ein bisschen bis iBooks kommt 🙁

  7. Knut

    Moin, vor allem, wenn ich an meine Abschlussarbeit zurückdenke…die Idee statt mehrerer riesiger Stapel Bücher ein iPad und eine Software auf meinem Rechner zu haben hat schon was. Mal ganz abgesehen von der einfacheren Recherche, wenn der Verlag in einem riesigen Wälzer mal wieder keinen Index anbietet.

  8. Gebe Dir größtenteils recht. Frage mich nur, ob das iPad zwischen meinem iPhone und dem Macbook noch einen Platz hat. Und wenn ich schon wieder lese, dass ich mein Datenvolumen vom iPhone nicht für’s iPad nutzen kann, dann ärgert mich das – da kann aber Apple nix für.

    1. Wenn das iPad Dir irgendwann die Möglichkeit gibt, das liveView aus Deiner Kamera direkt auf den Monitor auszugeben und Du anschliessend Deine Fotos direkt am iPad sortieren und bewerten kannst… stellt sich die Frage nicht mehr