13
Apr
2011
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Hamburg auf Crossbird, und mein Himmelreich

Was hab ich in der letzten Woche darum gekämpft, das Baby endlich in Betrieb nehmen zu können. Doch irgendwann meint die Zeit, ich sei an der Reihe und so sollte ich dann doch noch glücklich auf einen selbst entwickelten Farbfilm schauen. Für die verehrten Leser, die jetzt erst zugeschaltet haben, möchte ich für das Verständnis kurz erklären, dass ich seit ein paar Tagen stolzer Besitzer einer Jobo-CPE2 bin – einer Entwicklungsmaschine für Analog-Filme. Fischte ich in den letzten Jahren vor allem im farblosen analog Bereich durch die Gegend, erlaubt mir das Schätzchen von nun an in die Welt der Farben einzutauchen. 

Doch als ich dann endlich den ersten farbigen-Testfilm entwickelt habe, ärgere ich mich ein wenig, daß ich nicht schon viel früher auf die Idee gekommen bin, denn für mich fühlt sich das Entwickeln eines Farbfilms wesentlich einfacher an, als eines schwarz/weißen. Ein Manko (manche nennen es auch „Segen“) der Schwarz/Weiss-Entwicklung ist, daß es für jeden Film eine andere Rezeptur gibt. Unterschiedliche Entwickler mit unterschiedlichen Entwicklungszeiten, Kipp- oder Standentwicklung, „pushen“ oder „pullen“, verschiedene Temperaturen…  man kann aus einem Füllhorn an (für den Anfänger) undurchsichtigen Kombinationen die für sich mit am wenigsten Angst behaftete heraus suchen und hoffen, dass alles gut geht. Ich hab ne Mene Lehrgeld bei der s/w-Entwicklung gezahlt, weil ich ungeduldiger Mensch oft genug am falschen Rad gedreht habe…

Anders hingegen die C41 Farbentwicklung: Feste Temperatur, feste Zeiten und 3 Flaschen Chemie. Aus die Maus! Die einzig wirkliche Schwierigkeit besteht in der genauen Temperierung des Farbentwicklers – hier sollten möglichst exakt 38°C  eingehalten werden… (bei s/w läuft das Ganze bei Zimmertemperatur ab – irgendwas 22°C) ansonsten ist der Rest ein Kinderspiel. Der JensMichaelCramer hat den ganzen Vorgang bereits sehr schön und einfach beschrieben, deshalb verzichte ich hier mal auf weitere Details.

Meine Jobo macht eigentlich nichts anderes, als ein Wasserbad auf 38°C zu erhitzen und die Entwicklerdose zu drehen… das könnte ich theoretisch auch noch mit der Hand machen… also eigentlich keine Zauberei. Und als ich den ersten Film fertig hatte, war ich vom Tempo und dem kurzen und knackigen Verfahren total begeistert.

Ich hab mich als Nächstes sogleich an einen Rollei-Crossbird gewagt, den ich mit meiner Rolleiflex in Hamburg belichtet hatte. Geht doch!

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15 Responses

  1. Gerd

    Die Jobo ist gut – schön, dass es das noch gibt.
    Die Filemtwicklung kannst Du aber auch im normalen s/w Jobo-Tank machen, wenn Du die Lösungen halbwegs vernünftig temperierst. Vor Jahrzehnten habe ich die gesammelten Diafilme auch selbst entwickelt und nicht zu vergessen die Push-Entwicklung für den HP5 – genial.
    Für die Papierabzüge kannst Du die Jobo-Maschien aber auch sehr gut verwenden, brauchst halt noch einen guten Farbvergrößerer, kostet viel Zeit, bringt ’ne Menge Spaß!

  2. So weit ich mich zurück erinnern kann war es zumindest bei den SW Filmen so das man an der Randnumerierung ablesen konnte ob ein Film korrekt entwickelt wurde.
    Waren die Zahlen ausgefressen, wurde der Film zu lange entwickelt, waren sie nur schwach zu zu sehen = Entwicklung zu kurz. 😉
    Der Indikator „Randnummer“ wird beim Filmhersteller immer mit einer Normlichtquelle bei der Herstellung einbelichtet, daher ist er auch als Indikator immer gleich ….ausser siehe oben. 😀
    Inwieweit das jetzt aber bei deinem „Farberstling“ zum tragen kommt kann ich nicht sagen, demnach wäre der Film etwas zu lange im Entwickler gewesen, sollte ich daneben liegen, klärt mich auf. 😉 ( bin zwar keine Jungfrau mehr, frische mein Wissen aber gerne wieder auf)

  3. @ Jürgen: Ja, das trifft es ziemlich gut. Und selbst nach über 150 Filmen, die ich aus der Entwicklerdose befreit habe, ist dieses Gefühl noch da und jedesmal habe ich diese Vorfreude.

    Eigentlich total schön!

  4. jürgen

    Hallo Stilpirat,
    als jemand der jahrelang mit eingenem Labor im keller gearbeitet hat empfinde ich die digitale Verarbeitung von Fotos als eine grße Erleichterung
    Alleridngs ……… zwei Momente fehlen schon
    1. du üffnest die Entschicklerdose und hoffst, dass der Film was geworden ist
    2. der Moment, in dem sich auf dem weissen Blatt Papier im Entwickler ein Bild formt

    Kein Vergleich ist der Blick aufs Display am body

    Jürgen

  5. @Johannes Hab ich ja im Text geschrieben „Meine Jobo macht eigentlich nichts anderes, als ein Wasserbad auf 38°C zu erhitzen und die Entwicklerdose zu drehen“ – aber das könnte man auch mit der Hand machen…

  6. Johannes

    Hallo Stilpirat! Ist echt interessant zu lesen, wie Farbfilme entwickelt werden, hab mir da noch nie große Gedanken gemacht, obwohl ich auch noch mit einer Film-SLR angefangen habe. Aus Interesse: Welche Schritte des Tutorials von Jens Michael Cramer werden durch so eine JOBO vereinfacht bzw. was macht das Ding genau? Die richtige Temperatur wählen und die Dose drehen? Die verschiedenen Flüssigkeiten automatisch hinzufügen?

    Gruß, Johannes

  7. Mella

    oh der Film sieht wunderwunderschön aus! Da freu ich mich drauf, wenn ich meinen Crossbird aus dem Labor bekomme (nicht selbstentwickelt…)

  8. @Vernon 😉
    Interessant find ich an den Bildern aber, wie weit die Bildnummerierung in die Bildfläche „hineinragt“ (vor allem beim Letzten – rechts)

  9. Herrjeh, ich hab bei der Digitalfotografie noch so viel zu lernen – und nun bekomm ich auch noch Lust auf analoge… ich mag diese blassen Farben einfach.

    Wie gehst Du denn weiter vor, scannst Du die Negative ein?