2
Dez
2010
8

Der eigene fotografische Weg (Teil 2: Vergleich & Analyse)

Ich nehme Euch heute mit auf den 2. Teil meines Weges fotografischer Erkenntnis: „Vergleich & Analyse“. Nachdem mir hinsichtlich des zu verwendeten Equipments die Fesseln abgenommen wurden (Siehe Teil 1) wandte ich mich dem nun Machbaren zu. Alle Türen standen mir offen und ich begann nunmehr Fotografien mit einem anderem analytischen Blick zu betrachten. Ein Fotograf der was auf sich hält, wirft den Handrücken auf die Stirn und blockt Fragen hinsichtlich seines verwendeten Equipments und der eingesetzten Objektive ab. Nein – darum geht es in der Fotografie nicht. Stimmt. Aber erst ab einem bestimmten Punkt. Vorher ertappt sich der neugierige und lernwillige Fotografenschüler jedoch beim durchstöbern der Exif-Daten Anderer – Flickr sei Dank!

Ich gebe zu, diese Phase war auch ein Teil meines Lernprozesses und ich würde aus heutiger Sicht niemanden raten es zu lassen, wenngleich die praktische Phase mehr mit Fotografie zu tun hat. Doch allein die Auseinandersetzung ist ein Schritt in die richtige Richtung und eines sei hier angefügt: Nichts hilft mehr in der eigenen fotografischen Entwicklung, als das Betrachten guter Fotografien. Bildidee, Perspektive, Lichtsetzung, Farbgebung … Solche Dinge brennen sich ins Hirn und Du wirst in Situationen, in denen es plötzlich „um die Wurst geht“ ne Menge abrufen können. Du lernst eben am meisten von anderen Fotografen.

Ich bitte jene sich Naserümpfend wegzudrehen, die nie auf die Idee kamen, den Stil eines anderen Fotografen nachzuahmen. Es gibt mittlerweile eigene Foren, in denen sich pfiffige, junge Burschen mit dem Stil anderer Fotografen auseinandersetzen und versuchen den Stil 1:1 zu kopieren. Was bringt Dir das? Eine Menge! Du musst nur klug genug sein, das ganze als Lernprozess zu verstehen und nicht als das Ende des Weges. Wenn es Dir gelingt, den Stil Paul Ripkes 1:1 nachzuahmen, bist Du leider nicht so gut wie Paul Ripke, sondern nur so gut wie einer der Paul Ripke kopiert. Die Königsklasse hast Du erst dann erreicht, wenn man versucht, Dich zu kopieren. Trotzdem findet sich auf diesem Wege viel und es wäre Dir verborgen geblieben, hättest Du es nicht versucht.

Mein überaus geschätzter und talentierter Kollege Pattn assistierte mir Anfang dieser Woche bei einem Shooting. Wir wollten einfach mal den Ripke-Style „knacken“. Pattn setzt sich bereits seit einiger Zeit mit diesem besonderen Style auseinander und ich muß sagen: Der Bursche hat es drauf!

Die eigene Selbstreflextion sollte bei einer solchen Aktion jedoch groß genug sein, um Dir zu zeigen wo Du stehst. Den Style zu „knacken“ zeigt noch nicht die Fähigkeit ihn zu entwickeln. Davon mehr im nächsten Teil.

You may also like

Cinephonie Noir
Inside Vietnam | Nebel
Interview mit Andreas Chudowski

9 Responses

  1. Als ich meinem Klavierlehrer von meinem Problem erzählte, dass es mir schwer falle eigenständig etwas zu Komponieren, ohne von Anderen einige Sachen in gewisser weise zu nachzuahmen, sagte er mir sinngemäß:
    „Selbst bei einem Genie wie Mozart klangen die ersten stücke alle nach J.S. Bach. Und das nachahmen ist ein wichtiger Prozess, den man in der Musik und genauso in der Fotographie, niemals niedermachen oder übergehen sollte.

  2. Pingback : ripke/schmucker 2.0 - 58209 - Digitalkamera

  3. Hey,
    ich kann das voll nachempfinden.
    Ein befreundeter Fotograf meinte einmal in einer Fotografenrunde, dass er es liebt Regeln in der Fotografie zu brechen.
    Doch bevor er eine bricht, will er diese kennen und beherrschen können.

    Ich denke das ist ein sehr wichtiger Punkt!
    Es ist ja toll, wenn mir jemand erzählt, dass mein Foto auch ohne goldenen Schnitt (bzw. gerade wegen dem Fehlen) sehr gut wirkt – habe ich das aber nicht bewußt so gemacht, so werde ich für die Zukunft wohl eher wenig davon mitnehmen.

  4. Ich mag gute Audodidakten genauso wie gute Fotografen (oder andere Gelernte). Bei so vielen verschiedenen Stilrichtungen ist es doch relativ wurscht, welche Ausbildung, welches Equipment oder sonstwas. Meiner Meinung nach geht es vor allem ums Interesse an neuem und den Spaß am selbst machen.

  5. Sehr guter Artikel mein Lieber! Und du hast vollkommen recht, wer denkt er hat das Maximum an Qualität und Stil erreicht, hat höchstens das Ende seines Wissens und seines Talents gefunden.

  6. In der populären Musik fängt man auch meist damit an, erstmal Stücke nachzuspielen. Damit lernt man automatisch Grundlagen im Allgemeinen und bekommt einen Einblick in die Arbeit der anderen mit all deren Tricks. Fast von alleine entwickelt sich mit der Zeit daraus etwas eigenes, was sicherlich beeinflusst, aber meistens nicht kopiert ist.