14
Dez
2009
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(analog) Film ohne Chance

untergegangenIn meinem eigentlich noch Lieblings-Magazin „Photographie“ lese ich in der letzten Ausgabe: „Kann der Kleinbildfilm in Sachen Qualität noch heute gegen moderne Sensoren bestehen?„. Das ernüchternde Ergebnis „Film ohne Chance“ im Zusammenhang eines Tests der analogen Leica M7 gegen die digitale Leica M9 zwingt mich meine Gedanken zu diesem Thema zu loszuwerden.

Wann ist endlich Schluß mit solch völlig sinnfreien Vergleichen? Um diese Frage zu beantworten muß man sich die Frage stellen „Was ist Fotografie„? Wenn man Fotografie als ein kontrast- und detailreiches, fehlerfreies und bis in die Ränder scharfes Abbilden eines Motives mit exakten Farbwerten, präzise ausgerichtetem Horizont sowie anschliessendem Posting in die gängigen Klugscheisserforen versteht, dann unterschreibe ich: „Film ohne Chance!“
Aber Freunde! Das ist keine Fotografie sondern Physik! Ihr verwechselt da was!

Fotografie ist die Kunst den Moment einzufangen – mit aller Leidenschaft und den Emotionen des Motives. Ein gutes Foto transportiert den Moment mit allen Gerüchen, mit dem Lachen des Protagonisten, dem feuchten Nebel des Morgens… Ich sehe, schmecke, höre und fühle in einem guten Foto. Ob die Farben dabei präzise kopiert sind, kümmert mich einen feuchten Dreck! Ich gehe einen Schritt weiter und stelle in den Raum: Die analoge Fotografie vermag dem Bild durch die mit liebevoller Hand bearbeiteten Materialien mehr Bedeutung zu schenken, als das Einsen und Nullen auf einem Elektro-Chip können. Ein analoges Foto hat irgendwie mehr Selbstachtung!

Fotografie vermag mehr einzufangen als das ein bewegtes Bild könnte. Bewegte Bilder mit exakten Farbwerten ohne Randabschattungen sehen wir bereits mit unseren Augen. Einen Moment, gelöst aus dem zeitlichen Raster sehen wir nur in der Fotografie.

Ich fotografiere sowohl digital als auch analog. Für mich haben beide Arten der Fotografie ihre Daseinsberechtigung. Ich würde jedoch nie auf die Idee kommen sie gegeneinander antreten zu lassen. Es gibt Aufgaben, die nur ein digital-Bolide zu meistern vermag und es gibt Situationen, da möchte ich einen Film mit Licht berühren und warten bis die Chemie diesem Augenblick Würde verleiht.

11 Responses

  1. Franz

    irgendwie sehr treffend!
    analog und digital sind einfach zwei verschiedene Medien.
    #ich bin nach fast 30 Jahren Analogfotografie auf die Digitaltechnik umgestiegen und nach nun ca. 3 Jahren vermisse ich die Analogzeit doch immer mehr. Ich denke, auf Dauer werde ich wohl beides nutzen.
    Als Ergänzung zu meiner Digitalausrüstung wünsche ich mir immer mehr eine M6 oder M7.

  2. In Umkehrung eines Satzes von Alfred Hrdlicka: So lieb ist der liebe Gott nun auch wieder nicht, dass er demjenigen, der die Form hat, den Inhalt schenkt…

    Analog ist genauso wenig wie Schwarz-weiß per se der Weg zum guten Bild.

    Dies glaube ich aber wohl: Die Anmutung ist denn doch eine andere – vielleicht, weil es ein „Original“ in Form eines Negativs gibt.

  3. Der Vergleich „Analog/Digital“ ist natürlich immer ein physikalischer. Aber wer glaubt mit „analoger“ Technik könnte er automatisch die bedeutenderen Bilder machen ist für mich genauso auf dem Holzweg !

  4. Schön gesprochen! Seh ich genau so!

    Außer, dass das Auge natürlich auch Randabschattungen und Randunschärfen hat (sehr leicht selbst zu überprüfen 🙂

    Viele Grüße von Zippo!

  5. Sehr schöne Gedanken zu dem Thema, denen ich mich voll und ganz anschließen kann!

    Ich selbst bin seit Anfang des Jahres im Besitz einer alten Polaroid-Kamera und liebe den Charme, den die Bilder ausstrahlen und die Einzigartigkeit jedes Fotos!

    PS: Die Leica M8 ist bereits eine Digitalkamera, meintest du evtl. die M7?

  6. Mit dieser Einstellung sind aber ca 98% aller Forenbeiträge und mindestens 95% aller Zeitungsartikel überflüssig. Was soll ich dann mit meiner freien Zeit machen, wenn ich nicht mehr übers Fotografieren lesen und schreiben kann?

    Fotografieren?

    😉

  7. Pingback : analog und digital [Lapidarium42]