30
Jul
2010
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12.800 ISO und was Lightroom daraus macht

Die Frage wieso jemand auf die Idee kommt, des Nächstens auf einem Dach mit 12.800 ISO zu fotografieren, lässt sich nach kurzer Überlegung vielleicht mit der gleichen Antwort erklären, die der Frage warum sich denn der Hund die Eier ableckt vorausgeht: „Weil er es kann!“

Nachdem wir das geklärt haben, interessiert uns das Ergebnis. Vorausschicken möchte ich, daß ich als glücklicher Besitzer einer Nikon D3s relativ wenig Stress mit verrauschten Fotos habe. Doch ist die Situation auf einem Dach in der Nacht – nur erhellt von der Reflektion des Scheins einiger Strassenlaternen etwa 10 Meter unter mir – eine Herausforderung – auch für den ISO-Meister aller Klassen…

Doch wer glaubt, daß ich mich an dieser Stelle im Rauschverhalten meiner Zweitfrau weide, irrt. Es geht hier um Adobe Lightroom in seiner wohl klingenden Version 3. Diese bringt nämlich eine überarbeitete Rauschreduzierungsfunktion mit, die sich gewaschen hat. Und waren es bisher die leeren Versprechungen der Softwareanbieter, die uns supportfrei zur Weissglut brachten, soll diesmal alles anders sein.

Zurück zur Ausgangssituation: Ich sitze mit meiner Frau auf dem Dach eines Hotels in Königswinter. Die Sonne ist untergegangen und wir laben uns an der Rebe eines örtlichen Weingutes. Die D3s liegt wie zufällig auf dem Tisch, als ich auf die windige Idee komme, ein Foto zu machen. Es ist stockduster! Ich wähle 1/60 bei f2,8 und schraube die ISO auf 12.800 – bei diesen Lichtverhältnissen ein Garant für späteren bunten Popelflug im Bild.(Dass ich in diesem Moment den ersten toten Sensorpixel auf dem Display der D3s entdecke, soll erwähnt sein, jedoch in diesem Zusammenhang unerheblich und daher vergessen wir das ganz schnell wieder – bevor ich mich ärgere ;-( )

Der Import dieses Fotos später dann in Lightroom beschert mir das Vermutete: Bunter Popelflug im Schneesturm! Damit ich überhaupt was sehe, muß ich die Belichtung etwas anheben. Und nun kommt die neue Rauschreduzierung ins Spiel. Ich schraube ein wenig rum und Lightroom verwandelt das Bild in ein – zumindest für meine Augen – recht brauchbares Ergebnis (klick macht groß):

Im Detail lässt sich der vorher/nachher Effekt noch besser nachvollziehen (klick macht groß):

User der Lightroom Version 2 sollten sich auch noch mal folgenden Vergleich zu Gemüte führen, der deutlich macht, was mit der neuen Version plötzlich möglich ist:

Die Rauschreduzierung bei Lightroom 2 kann man im Vergleich zur Version 3 nur als „hilflos“ bezeichnen.

Ärgere ich mich darüber, daß der ISO-Vorsprung der Nikon D3s gegenüber seinen Wettbewerbern und Vorgängermodellen nun durch eine 300€ Software locker aufgefangen wird? Ein bisschen vielleicht…

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17 Responses

  1. Hmm… Also der Rauschfilter filter zwar „besser“, aber so gut die neueren Algorithmen gegenüber LR2 sind, sie bügeln leider auch den Korn-Effekt platt, in den Filmknipser von Neopan 1600 und Co. so verliebt sind (und ja, ich stehe zu diesem „Fetisch“).

    Ich mag diesbezüglich den guten alten RawShooter essentials 2006!
    Das Tool nimmt sehr schön das Farb- und Luminanzrauschen heraus und hinterlässt ein extrem filmkornähnliches Bild – sehr sexy, wenn man denn auf diese Ästhetik steht.

  2. Ich gebe bei Google “ bilder mit ISO 12.800 “ ein und lande beim Stilpirat, sehr gut.

    Ich hab momentan immer Probleme mit starkem rauschen in meinen Bildern und besitze leider nur Lightroom 2 und eine EOS 1000D (Ich habe nach Iso 12.800 gesucht weil ich auf die EOS 60D umsteigen möchte).

    Ich denke, Lightroom 3 werde ich mir dann auch noch zulegen – schaden kann es ja nicht.

    Sehr schöner Artikel und super Beispielbilder.

  3. Pingback : linkTIME: Portraifotografie, Lightroom 3 und SEO-Gedanken | linkTIME | bhoffmeier.de

  4. Ich kann mich nur anschließen! Lightroom3 hat mich bisher sonst nicht so überzeugt, aber die Entrauschung ist ein Killerfeature und so simpel zu handhaben (vs. NeatImage und Konsorten).

    Toller Artikel!

    M.

  5. Sehr schön geschriebener Artikel dort. Musste ein paar mal herzlich lachen. Besonders der erste Absatz mit der Frage: „Warum leckt sich ein Hund die Eier?“ Antwort: „Weil er’s kann.“ hahaha einfach göttlich.

    Aber sehr schön ist der Vergleich der Bilder mit vorher nachher zu sehen. Hätte nicht gedacht das Lightroom 3 soviel noch heraus holen kann.

    Muss mal mit meiner EOS 7D auch ein Bild mit ISO 12800 machen. Bin mal gespannt.

  6. Du hast halt etwas mehr Details durch den Isovorteil da LR ja nun nicht so stark entrauschen muss. Aber Spass macht es schon gerade wenn man so mit einer „Plastikkamera“ zu Deiner 3Ds gleichziehen kann. 😉

  7. Ich gebe dir völlig recht, es ist wirklich ein ganz ganz dicker Sprung in diesem Bereich in LR3. Allein deswegen lohnt das upgrade schon.

    … einziger Nachteil. Ich sehe mich in den nächsten Wochen 20mio Bilder nachträglich neu entrauschen. Manchmal genügt aber auch schon ein update der Bilder auf das neue Berechnungsverfahren.

  8. Hab mich mit dem Entrauschen bei LR3 noch garnicht beschäftigt. Werde das nun aber bei ein paar älteren, bisher nicht nutzbaren Fotos ausprobieren.

  9. Nee, nicht ärgern, denn in der selben Situation hätten die erwähnten Produkte bei weniger ISO mehr gerauscht, das Bild wär noch dunkler ausgefallen etc. Lightroom kann auch nur Daten nutzen und verarbeiten. Die D3s liefert dabei halt bessere Daten 😉